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Mittelstandsanleihen sind Win-Win-Papiere – doch Anleger und Emittenten müssen Realitätssinn bewahren

Kommentar von René Parmantier, Vorstandsvorsitzender der Close Brothers Seydler Bank AG

So manchem Marktbeobachter scheint schon jetzt klar: Den noch jungen Markt für Mittelstandsanleihen wird dasselbe Schicksal ereilen wie den Neuen Markt vor gut zehn Jahren. Der anfänglichen Goldgräberstimmung bei Emittenten wie Anlegern folgte letztlich eine Grabesruhe. Der Kater bei allen Beteiligten war deshalb so groß, weil es vorher eine berauschende Party gab. Und hier sehen kritische Auguren eine Parallele zum boomenden Markt mit Mittelstandsanleihen. Dieser Vergleich hinkt jedoch gewaltig. Es besteht die Gefahr, dass so eine aussichtsreiche Finanzierungs- und Anlageform noch als junges Pflänzchen zertreten wird.

Chancen für Unternehmen und Anleger

Ein bedeutender Unterschied zu damals ist, dass die große Mehrzahl der bisherigen Emittenten von Mittelstandsanleihen gestandene Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen und starken Marken sind. Freilich sind die Risiken höher als bei großen Emittenten, die zudem häufig schon Erfahrung als Anleihenbegeber und somit eine gewisse Historie an planmäßigen Zins- und Tilgungszahlungen vorweisen können. Man sollte jedoch gerade mittelständischen Unternehmen die Gelegenheit geben, sich zu bewähren. Nichts anderes gilt für Aktienmarktnovizen – auch sie müssen ihre Kapitalmarktreife auch nach dem IPO permanent unter Beweis stellen. Zeichner von Mittelstandsanleihen erhalten dafür aber auch eine angemessene Risikoprämie in Form höherer Zinsen im Vergleich zu Großkonzernen, deren Kupons sich kaum von denen von Staatsanleihen unterscheiden.

Die Chancen für die Finanzierungsmöglichkeiten des „Rückgrats unserer Wirtschaft“ sind enorm. Mittelständische Unternehmen sehen sich heute einer erschwerten klassischen Kreditfinanzierung gegenüber. Mit Basel III werden Kredite knapper und teurer, müssen mit mehr Sicherheiten unterlegt sein und werden oft nur projektbezogen vergeben. Es folgt die im Grunde nicht neue Forderung: Unternehmen müssen sich unabhängiger von der Finanzierung durch (Haus-)Banken machen, wollen sie sich günstig refinanzieren, dabei möglichst wenig Assets blockieren und die Mittel flexibel verwenden. All das bietet ihnen die Finanzierung über Anleihen – plus den großen Vorteil, sich dem Kapitalmarkt für künftige Kapitalmaßnahmen zu empfehlen. Die Anleger wiederum suchen nach einer zeitlich befristeten und fest verzinsten Anlage, die dennoch höhere Renditen bringt als Festzinssparen oder Tagesgeld.

Emittenten und Anleger müssen „kapitalmarktreif“ sein

Beiden Seiten – Anlegern wie Emittenten – muss allerdings klar sein, dass sie sich auf dem Kapitalmarkt begegnen. Für Anleger heißt das: sich über das Unternehmen informieren, Researchberichte lesen, vergleichen. Für mittelständische Emittenten wiederum bringt die Anleihe eine Verpflichtung zur Transparenz und zur stetigen Information der Anleger auch nach der Emission. Zudem ist ein Rating zu erwägen, das wiederum ein großes Stück Offenheit gegenüber der Rating-Agentur erfordert. Aus Emittentensicht ist bei ausreichender Transparenz, etwa über eine Börsennotierung der Aktie, ein Rating oftmals nicht zwingend erforderlich, wie erfolgreiche Anleiheemissionen etwa von Dürr gezeigt haben. Allerdings erhöhen Ratings die Vertrauenswürdigkeit des Emittenten deutlich, und Anleger orientieren sich gern an der sehr übersichtlichen Schulnoten-Systematik.

Ratings ersetzen jedoch keine Emittentenanalyse, die sich der Anleger aber nicht ersparen sollte. Wie ist der Marktanteil des Unternehmens? Wie sieht es mit den Lieferanten- und Kundenbeziehungen aus? Wie bekannt und beliebt bzw. renommiert ist die Marke? Liegen klare Unternehmensstrukturen vor? Wofür werden die Emissionserlöse verwendet? Wie bewerten Analysehäuser die Anleihe und den Emittenten? Wie stabil sind die Cashflows? Kann das Unternehmen die Zinslast tragen? Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen – auf diese Fragen sollte ein Emittent nämlich gute Antworten haben. Aber auch dem Anleger wird abverlangt, sich aktiv mit seinem zukünftigen Investment auseinanderzusetzen. Voraussetzung ist die Einsicht, dass höhere Renditen nicht ohne höheres Risiko zu haben sind.

Institutionelle haben ein Auge auf die Konditionen

Noch immer spielen institutionelle Anleger die Hauptrolle bei Emissionen von Mittelstandsanleihen. Bei den von der Close Brothers Seydler Bank begleiteten „Underberg“- und „Valensina“-Anleihen etwa wurden jeweils rund 80 Prozent der Papiere von Institutionellen gezeichnet, bei der Anleihe von Dürr immerhin mehr als 50 Prozent. Diese wichtige Rolle hat auch Vorteile für den Privatanleger: Im Vorfeld der Emission, beim sogenannten Pre-Sounding, sagen institutionelle Investoren gerade heraus, was sie von Zins und Modalitäten der Anleihe halten. Die Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte, die Finanzstärke des Unternehmens und der Sektor, in dem sich das Unternehmen bewegt, sind dabei wichtige Kriterien. Dann heißt es entweder Daumen hoch oder runter und noch mal bei Konditionen nachbessern. Dieses Feedback der Institutionellen im Vorfeld der Transaktion ist für den Erfolg einer Mittelstandsanleihe sehr wichtig und nützt ganz nebenbei dem Privatanleger, da er ja den oftmals auf Grund dieser Gespräche erhöhten Kupon auch erhält.

Fazit:

Es liegt letztlich bei Anlegern und Emittenten gleichermaßen, aus der noch jungen Historie deutscher Mittelstandsanleihen eine lang anhaltende Win-Win-Story für beide Seiten zu machen. Anleger bekommen ein rentables Investment mit kalkulierbarer Ausschüttung, und den Unternehmen gelingt die oft geforderte breitere Aufstellung ihrer Fremdfinanzierung. Dennoch sollten beide Seiten den Sinn für die Realitäten wahren. Anleger sollten auf Qualität der Emittenten achten, die Unternehmen wiederum sich die ehrliche Frage stellen: Ist das Unternehmen reif für den Kapitalmarkt? Und diese Frage geht auch an alle Institutionen, die Anleiheemissionen begleiten. Die Close Brothers Seydler Bank etwa hat in den letzten Monaten deutlich mehr Anleihevorhaben abgelehnt als begleitet. Gute Qualität wird sich durchsetzen, aber nur, wenn sie von schlechter Qualität unterschieden wird. Diese Aufgabe teilen sich Anleger wie Emittenten.

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