Der Bundestag hat heute nach langem Ringen dem Rentenpaket der Bundesregierung zugestimmt. Dieses sieht unter anderem die Festschreibung der so genannten Haltelinie des Rentenniveaus von 48 Prozent bis 2031 vor. Für Christof Quiring, Leiter betriebliche Vorsorgelösungen bei Fidelity International, ist die Einigung zwar ein wichtiges Signal für die Handlungsfähigkeit der Regierung, aber kein Grund zur Entwarnung: „Der Beschluss zeigt den fehlenden Reformwillen der Bundesregierung, bürdet den Rentenbeitrags- und Steuerzahlern einseitig hohe Lasten auf und verschärft die demografischen Herausforderungen für die Altersvorsorge in Deutschland. Die Hoffnung liegt nun auf der Rentenkommission: Sie muss schnell echte Reformvorschläge vorlegen.“
Dazu sind laut Quiring mutige Reformen in allen drei Säulen notwendig:
• Erste Säule: Wegfall der teuren Haltelinie von 48 Prozent, die den Bundeshaushalt massiv belastet. Eine Studie des Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Martin Werding im Auftrag von Fidelity International zeigt: Das Festhalten an der Haltelinie lässt den Staatszuschuss in die Rentenkasse bis 2040 auf knapp 200 Milliarden Euro ansteigen.
• Zweite Säule: Stärkere Nutzung der Potenziale der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) – mit Auto-Enrolment wie in Großbritannien. D.h. die Mitarbeiter nehmen an der bAV teil, wenn sie nicht aktiv widersprechen. Teure Garantien sollten in allen Durchführungswegen wegfallen, und eine bessere Portabilität von Betriebsrentenansprüchen ist notwendig.
• Dritte Säule: Das im Koalitionsvertrag genannte Altersvorsorge-Depot muss endlich umgesetzt werden. Die geplante Frühstart-Rente begrüßen wir, aber sie ist kein Allheilmittel und muss Teil einer größeren Kontenlösung für Altersvorsorge wie in Großbritannien oder Schweden sein.
„Wir haben in der deutschen Rentenpolitik kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Eine Rentenkommission muss nun erarbeiten, was der Politik bisher nicht gelungen ist: substanzielle Maßnahmen zur Stabilisierung des Rentensystems. Ansonsten sind der Wirtschaftsstandort Deutschland und der Wohlstand der nächsten Generation gefährdet. Wir müssen mehr Anreize schaffen, eigenverantwortlich vorzusorgen und langfristig Vermögen aufzubauen. Andere Länder wie Schweden oder die Schweiz machen es vor“, kommentiert Quiring.
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