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US-Wahlen könnten Sektorrotation auslösen

Unabhängig vom Ausgang der US-Präsident­schafts­wahlen ist Ronald „Ron“ Temple, Chef-Markt­stratege bei Lazard, grund­sätzlich positiv gestimmt für US Small Caps. Wenn es jedoch um die Auswahl der richtigen Werte aus dem US Small Cap-Universum geht, sei die Frage, ob Donald Trump oder Kamala Harris das Rennen mache, jedoch essenziell, denn ihre politischen Versprechen und deren Auswirkungen würden sich funda­mental unter­scheiden. 

Für Ron Temple gibt es zwei wahrscheinliche Szenarien nach der US-Wahl. Zum einen: Die Demokratin Kamala Harris gewinnt, muss jedoch mit einem republikanischen Senat regieren. „Das würde bedeuten, dass sie bestimmte Gesetzesvorhaben nicht durchsetzen kann, etwa die Erhöhung der Unternehmenssteuer von 21 auf 28 Prozent“, so Temple. Szenario Nr. 2: Donald Trump gewinnt und hat sowohl einen republikanischen Senat als auch ein republikanisches Abgeordnetenhaus. „In diesem Szenario kann er die Unternehmenssteuer wie angekündigt auf 15 Prozent senken, woraufhin die Erträge im S&P 500 Index um 4 Prozent steigen dürften“, rechnet Temple vor. 

Zölle fachen die Inflation an

Noch gravierender seien die Unterschiede bei der Handelspolitik. „Unter Kamala Harris wird sich die Handelspolitik voraussichtlich wenig verändern. Harris wie Trump werden eine Anti-China-Politik verfolgen, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Harris fokussiert sich mehr auf Technologie und Biotechnologie, denn sie orientiert sich eher am Thema nationale Sicherheit.“ Donald Trump verfolge hingegen ein zweites großes Ziel: Er wolle das Außenhandelsdefizit reduzieren. Sein Mittel der Wahl: Zölle auf alle Importe. „Er spricht von 10 Prozent auf alle Importe unabhängig vom Herkunftsland, auch für Europa und Japan“, sagt Temple. „Es soll Freunde wie Gegner treffen.“ Doch das sei noch nicht alles: „Trump hat außerdem von einem Zoll in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Waren gesprochen. Würde er diese Ankündigung durchsetzen, läge der durchschnittliche Zoll auf Importe in die USA bei rund 20 Prozent.“

Dies sei nicht nur im historischen Vergleich enorm, es habe zudem Auswirkungen auf die Preise. „Auch wenn Donald Trump anderes verspricht: Die Zölle werden nicht von den ausländischen Unternehmen bezahlt, sondern von den Bürgern und Unternehmen in den USA“, ist Ron Temple überzeugt. Seine Schätzung: „Im Jahr der Einführung dieser Zölle könnten die Verbraucherpreise um 200 bis 300 Basispunkte steigen.“ Gleichzeitig sinke das Bruttosozialprodukt, denn Importeure diskretionärer Produkte, also solcher, die nicht im täglichen Leben von Konsumenten benötigt werden, würden den Zoll nicht weitergeben können, ohne dass ihre Verkaufszahlen einbrächen. Also werden sie diesen Zoll wahrscheinlich nicht komplett weitergeben, was ihnen aber wiederum auf die Gewinnmargen schlagen dürfte. 

Für Ronald Temple ist dies ein extremes Bären-Szenario, das er für wenig wahrscheinlich hält. In seiner ersten Präsidentschaft habe Trump die Zölle in mehreren Schritten erhöht und der Experte rechnet im Fall einer Wiederwahl Trumps mit einer ähnlichen Vorgehensweise. Doch auch kleine Schritte würden einzelne Branchen treffen. „Neben den Konsumartikelimporteuren sind es zum Beispiel Technologiefirmen, die Hardware importieren, die unter den Zöllen leiden würden“, so der Experte.

Neue Gewinner?

Es gäbe im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump jedoch auch Gewinner, erklärt Temple: „Die großen Gewinner wären US-Energieunternehmen und -Finanzdienstleister. Ihre Steuern würden sinken, sie haben keinerlei Importe und sie würden von der angekündigten Deregulierung profitieren.“

Mit Blick auf eine strategische Aufstellung könne ein Wahlsieg von Donald Trump die Entwicklungen der letzten drei Jahre umkehren. Seit Januar 2022 hätten die sechs größten US-amerikanischen Technologiewerte ihre Erträge um 69,6 Prozent erhöht und ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis um den Faktor 4,8 gesteigert. „Für die restlichen 494 Aktien des S&P 500 gilt das nicht: Ihre Kurse stiegen um 11 Prozent und ihre Gewinne um 10,7 Prozent“, erläutert der Lazard-Experte. 

„Nach der Wahl könnten der Energie- und Finanzsektor jedoch erheblich attraktiver werden als der Tech-Sektor“, gibt Temple zu bedenken. „Außerdem könnten US-Aktien im Vergleich zu den Aktien anderer Länder attraktiver werden, denn die globalen Aktienmärkte dürften zwar alle unter Trump leiden, die Werte außerhalb der USA jedoch noch mehr aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Export.“ 

Bei einer Wahl von Kamala Harris mit einer geteilten Regierung würde sich der Status quo fortsetzen. „Ich denke, das wäre eine gute Ausgangsbasis für die Aktienmärkte. Und ich sollte anmerken, dass in den letzten 20 bis 30 Jahren die Aktienmärkte geteilte Regierungen in den USA mochten, weil es in diesen Zeiten keine radikalen politischen Veränderungen gab“, erläutert Temple. Entscheidend bleibe die Einzeltitelauswahl, ob man nun versuche, die Gewinner der Handelspolitik unter Trump oder Harris auszuwählen bzw. die Verlierer zu vermeiden. 

Small Caps in beiden Szenarien interessant

Nicht zuletzt spiele die Unternehmensgröße eine Rolle: „Sowohl unter einer demokratischen als auch unter einer republikanischen Regierung rechnen wir mit einem Rückgang der Zinssätze, was sich positiv auf US Small Cap-Aktien auswirken sollte. Viele Small Cap-Unternehmen sind mit variablen Zinssätzen verschuldet, und niedrigere Zinssätze sollten den Druck auf diese Unternehmen mindern“, argumentiert der Stratege. 

Um im breiten US Small Cap-Segment die Spreu vom Weizen zu trennen, sei aktives Management entscheidend. „Unter einem von den Republikanern kontrollierten Kongress könnten niedrigere Unternehmenssteuern den US-Unternehmen im Allgemeinen zugutekommen. Höhere Zölle sind zwar potenziell inflationär, wenn sie zu hoch ausfallen, kommen aber in der Regel Small Caps zugute, da diese in erster Linie Einnahmen im Inland erzielen. Hier kommt es auf die Auswahl an“, sagt Temple. „Umgekehrt scheint unter einer demokratischen Präsidentschaft in Kombination mit einem von den Republikanern kontrollierten Kongress eine signifikante Steuererhöhung unwahrscheinlich. Dann blieben die Aussichten für Small Caps stabil, mit dem zusätzlichen Vorteil sinkender Zinssätze. Large Cap-Unternehmen sind aufgrund ihrer höheren Bewertungen und ihrer Anfälligkeit für Zölle mit riskanteren Szenarien konfrontiert. Folglich bieten US Small Cap-Aktien aufgrund ihrer relativen Bewertungen attraktive Anlagechancen.“

www.fixed-income.org
Foto: Ronald Temple © Lazard


 

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