Christina Rühl-Hamers, Vorständin für Finanzen beim FC Schalke 04, spricht über Planbarkeit, finanzielle Disziplin und den Blick nach vorn. Während Transfererlöse naturgemäß schwanken, sind andere Umsatzströme für Schalke 04 verlässlich kalkulierbar. Die neue Anleihe 2025/2030 mit einem jährlichen Kupon von 6,50% soll dem Verein zusätzliche Planungssicherheit verschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Refinanzierung der 2026 fälligen Anleihe, zugleich will der S04 auch die hohe Endfälligkeit der 2022/2027er Anleihe frühzeitig reduzieren. Die wichtigsten Kennzahlen hat Schalke im vergangenen Geschäftsjahr erreicht: stabil hohe Umsätze, ein positives Ergebnis und den weiteren Abbau des negativen Eigenkapitals. Mittelfristig bleibt das Ziel klar – der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Wer in die neue Anleihe investiert, kann zusätzlich vom Aufstiegsbonus profitieren.
BOND MAGAZINE: Frau Rühl-Hamers, die neue Anleihe 2025/2030 ist ein weiterer Baustein des Stabilisierungskurses, den Schalke 04 seit einigen Jahren erfolgreich verfolgt. Wie wichtig ist der Kapitalmarkt für den Verein – und warum setzen Sie weiterhin auf Anleihen als Finanzierungsinstrument?
Rühl-Hamers: Wir haben in den vergangenen 13 Jahren sehr gute Erfahrungen mit Unternehmensanleihen am Kapitalmarkt gemacht. Seit 2012 haben wir bereits fünf Anleihen am Kapitalmarkt begeben und alle Verpflichtungen daraus vollständig erfüllt. Nun folgt unsere sechste Emission – ein Zeichen, dass wir uns am Kapitalmarkt zu Hause fühlen. Als eingetragener Verein können wir nur Fremdkapital begeben, eine Finanzierung über Eigenkapital ist ausgeschlossen. Es ist uns wichtig, dass wir bei der Finanzierungsstruktur breit aufgestellt sind. Natürlich ist der aktuelle Kupon mit 6,50% p.a. jetzt aufgrund des derzeitigen Zinsniveaus etwas höher als bei den vorherigen Anleihen, aber wir gewinnen durch die Anleihe wieder Planungssicherheit für die nächsten fünf Jahre. Im Fokus steht für uns die Rückzahlung der bereits Mitte nächsten Jahres endenden Anleihe sowie die Reduzierung der Bullet-Fälligkeit der im übernächsten Sommer auslaufenden Anleihe. Wir setzen daher auf einen umfangreichen Umtausch in unsere Refinanzierungsanleihe und haben sie entsprechend attraktiv gestaltet.
BOND MAGAZINE: Sie sprechen von Planungssicherheit – wie planbar sind eigentlich die Umsätze im Fußballgeschäft?
Rühl-Hamers: Grundsätzlich sind Umsätze im Fußball gut planbar – zumindest in Szenarien. Wir müssen natürlich in Bandbreiten und unterschiedlichen Rahmenbedingungen planen. Wir haben verschiedene Umsatzbausteine: TV-Erlöse sind gut zu simulieren, auf Basis des sportlichen Erfolgs. Beim Sponsoring hat man feste Verträge, gegebenenfalls mit variablen Bestandteilen. Die sind auch sehr gut planbar. Beim Spielbetrieb haben wir Umsätze aus Ticketverkäufen und dem Catering. Auf Basis von Erfahrungswerten sind die Einnahmepotenziale gut zu bewerten. Das Stadion ist auch in der zweiten Liga so gut wie immer ausverkauft, mit Ausnahme einiger Karten im Gästeblock. Wir können also die Umsätze gut in Szenarien planen. Auch bei Transfererlösen haben wir gute Erfahrungswerte und können auf unsere gut funktionierende Knappenschmiede bauen.
BOND MAGAZINE: Kommen wir zu den Eckdaten der neuen Emission: Wie ist die neue Anleihe im Detail ausgestaltet?
Rühl-Hamers: Die neue Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ist mit einem Kupon von 6,50% p.a. ausgestattet. Zusätzlich gibt es – wie bei früheren Emissionen erfolgreich erprobt – einen einmaligen Sonderzins von 1,50% bei Aufstieg in die Bundesliga, unseren sogenannten „Bundesliga-Bonus“. Das maximale Volumen liegt bei 50 Mio. Euro. Diese Summe ergibt sich aus den beiden aktuell laufenden Anleihen – einer mit Fälligkeit im Juli 2026 über rund 15,9 Mio. Euro und einer weiteren mit Fälligkeit im Juli 2027 über 34,1 Mio. Euro. Den Investoren beider Anleihen bieten wir ein freiwilliges Umtauschangebot an.
BOND MAGAZINE: Den Sonderzins bekommen Anleger wann nach einem Aufstieg?
Rühl-Hamers: Bei unserer zuletzt begebenen Anleihe 2022/2027 haben wir den Bonus direkt zum ersten Spiel in der neuen Saison an unsere Anleger ausgeschüttet. Das ist auch bei der neuen Anleihe so vorgesehen, wenn wir bis einschließlich zur Spielzeit 2029/2030 aufsteigen. Unser „Bundesliga-Bonus“ ist vielleicht ein unüblicher Kuponbestandteil am Kapitalmarkt. Er passt aber sehr gut zu unserer Branche, in der auch Emotionen eine große Rolle spielen. Beim letzten Mal haben wir mit dem Sonderzins gute Erfahrungen gemacht.
BOND MAGAZINE: Welche Zeichnungsmöglichkeiten gibt es für Anleger und Fans?
Rühl-Hamers: Wir bieten die Möglichkeit der Zeichnung über unsere Homepage anleihe.schalke04.de sowie über die Börse Frankfurt („DirectPlace“). Zudem bietet das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. AG die Anleihe im Rahmen einer Privatplatzierung institutionellen Investoren an. Für die Inhaber unserer bestehenden Anleihen aus den Jahren 2021 und 2022 gibt es ein freiwilliges Umtauschangebot. Damit können sie ihre bisherigen Schuldverschreibungen in die neue Anleihe tauschen und von dem höheren Zinssatz profitieren. Wer am Umtausch teilnimmt, hat außerdem die Möglichkeit, im Rahmen einer Mehrerwerbsoption zusätzliche Stücke zu erwerben. Das formale Umtauschangebot wird auf unserer Website und im Bundesanzeiger veröffentlicht und läuft bis zum 17. November 2025.
BOND MAGAZINE: Wie ist eigentlich Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung?
Rühl-Hamers: Wir haben auf der Mitgliederversammlung vor einem Jahr die Änderung des Geschäftsjahrs beschlossen und erstmals die Zahlen für eine Saison präsentiert. Vorher entsprach unser Geschäftsjahr immer dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr läuft nun vom 1. Juli bis zum 30. Juni. Wir haben jetzt also erstmalig Zahlen für eine Saison, für die Spielzeit 2024/2025, veröffentlicht. Insgesamt haben wir unsere Prognose erreicht: Wir wollten einen Gewinn erwirtschaften, das ist uns gelungen. Unterm Strich haben wir in der zurückliegenden Saison einen Konzern-Jahresüberschuss von 5,5 Mio. Euro erwirtschaftet bei einem Umsatz von 158 Mio. Euro. Wir konnten die Gesamtverbindlichkeiten auf 148 Mio. Euro weiter reduzieren. Die Netto-Finanzverbindlichkeiten betragen zum Stichtag 111 Mio. Euro. Alle KPIs, die für uns wichtig sind, haben wir erfüllt: einen stabilen, hohen Umsatz, einen Gewinn – und die schrittweise Reduzierung des negativen Eigenkapitals. Die Stärkung der Eigenkapitalbasis ist für uns zentral, insbesondere auch mit Blick auf die Lizenzierungsanforderungen der Deutschen Fußball Liga (DFL). Diese Regelung zur Verbesserung des Netto-Eigenkapitals gibt es seit 2023. In den Kalenderjahren 2023 und 2024 haben wir sie erfüllt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir sie auch 2025 erfüllen werden. Übrigens: 2026 endet nach 25 Jahren die planmäßige Abschreibung der VELTINS-Arena, was uns bei der Erfüllung der Nettoeigenkapitalregel Luft verschafft. Mein Ziel ist es, Schalke 04 so aufzustellen, dass wir finanziell handlungsfähig sind und bleiben – für Investitionen in den Sport, in die Infrastruktur, in die Zukunft des Vereins.
BOND MAGAZINE: Sportlich läuft es bei Schalke 04 in der jüngsten Zeit deutlich besser als zuvor. Wie erklären Sie sich das?
Rühl-Hamers: Fußball ist kurzfristig natürlich nur schwer planbar – das wissen wir alle. Aber gleichzeitig hängt sportlicher Erfolg nicht allein von Zufall oder Glück ab. Entscheidend sind langfristige Konzepte und eine klare strategische Linie. Ja, wir sind derzeit erfolgreicher als in den vergangenen beiden Jahren – und das hat Gründe. Die Kurzform lautet: Wir haben das richtige Trainerteam – und es funktioniert. Aber so einfach ist es natürlich nicht. Die Arbeit am Umbruch bei Schalke 04 reicht nun bereits rund ein Jahr zurück. In der vergangenen Saison haben wir uns intensiv mit entscheidenden Fragen auseinandergesetzt: Was ist eigentlich die DNA von Schalke 04? Welche Art Fußball wollen wir auf dem Platz sehen? Uns war wichtig, eine personenunabhängige Spielidee zu entwickeln, die zu Schalke 04 passt. Aus dieser klar definierten Spielphilosophie heraus haben wir dann den passenden Trainer ausgewählt und Schritt für Schritt eine Mannschaft aufgebaut, die genau dieses Konzept verkörpert. Unser Ziel war ein stabiles Fundament, auf dessen Basis sportliche Entscheidungen nachhaltig getroffen werden können. Das, was ein interdisziplinäres Expertenteam unter der Leitung von Matthias Tillmann in monatelanger Arbeit erarbeitet hat und von Frank Baumann seit seinem Start kontinuierlich entwickelt wird, zeigt jetzt Wirkung – und zwar sichtbar auf dem Platz.
BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie Schalke 04 in fünf Jahren, also am Laufzeitende der Anleihe?
Rühl-Hamers: Wir haben den Aufstiegsbonus bewusst in die Anleihebedingungen aufgenommen, weil wir glauben, dass wir den Aufstieg schaffen können. Wir wollen aufsteigen und wir möchten, dass auch unsere Anleger davon profitieren. Die sportliche Entwicklung ist aktuell sehr gut, wir wissen aber auch, dass noch viele Spieltage und Herausforderungen vor uns liegen. Wir haben noch einige Schritte vor uns, auch bei der Entwicklung der Mannschaft. Ich würde mich freuen, wenn wir in fünf Jahren in der 1. Bundesliga sind als etablierter Erstligist – also nicht gerade erst aufgestiegen, sondern gefestigt in der Bundesliga.
BOND MAGAZINE: Ich drücke Ihnen die Daumen.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Eckdaten der neuen FC Schalke 04-Anleihe
| Emittentin | Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. |
| Status | unbesichert |
| Kupon | 6,50% p.a. |
| Bundesliga-Bonus | 1,50% einmalig bei Aufstieg in die Bundesliga bis einschließlich der Saison 2029/2030 |
| Zinszahlung | jährlich |
| Umtauschfrist | 31.10.-17.11.2025 |
| Zeichnungsfrist | 31.10.-18.11.2025 (anleihe.schalke04.de), 31.10.-20.11.2025 (Börse Frankfurt) |
| Valuta | 26.11.2025 |
| Laufzeit | 26.11.2030 (5 Jahre) |
| WKN / ISIN | A460AT / DE000A460AT6 |
| Emissionsvolumen | bis zu 50 Mio. Euro |
| Stückelung / Mindestanlage | 1.000 Euro |
| Listing | Open Market, Börse Frankfurt |
| Bookrunner | B. Metzler seel. Sohn & Co. AG |
| Internet / Wertpapierprospekt | anleihe.schalke04.de |
