YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Deutschland am Scheideweg: Reform des Arbeitsmarkts unabdingbar / von Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa, T. Rowe Price

Tomasz Wieladek (Quelle: T. Rowe Price)

Deutschlands Wirtschaft steht an einem Wendepunkt. Das alte Geschäfts­modell ist kaputt. Deutschland hat sich früher auf den Export von hochent­wickelten Industriegütern als Haupt­wachstums­treiber verlassen. Aber dieses Modell hat jetzt versagt. Die Wirtschaft ist in den letzten zwei Jahren geschrumpft.

Das aktuelle deutsche Wirtschaftsmodell ist auf niedrige Energiepreise angewiesen. Aber dies ist nicht die Hauptursache für die gegenwärtige Stagnation. Vielmehr haben die hochentwickelten Industriegüter, die Deutschland produziert, heute viel mehr Konkurrenz als im letzten Jahrzehnt. China ist jetzt ein starker Konkurrent Deutschlands in europäischen und Drittlands-Märkten. Dieser Wettbewerb wird in Zukunft nur noch intensiver werden. US-Zölle auf chinesische Importe werden in diesen Sektoren erhebliche Überkapazitäten schaffen. Dies wird wahrscheinlich zu niedrigeren Preisen führen und somit chinesische Waren international noch wettbewerbsfähiger machen. China isst Deutschlands Mittagessen.

Deutschland wird einen neuen Weg finden müssen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Länder sind diesen Weg bereits gegangen. Nachdem die Fertigungssektoren von Großbritannien und der USA international nicht mehr wettbewerbsfähig waren, konzentrierten sich ihre Wirtschaften auf Dienstleistungen. Die Erstehung neuer dynamischer Sektoren wie Finanz-, Technologie- und Bildungsdienstleistungen ermöglichte es diesen Wirtschaften, trotz anhaltender Probleme im Herstellungssektor weiter zu wachsen. Die deutsche Wirtschaft wird nun denselben Weg einschlagen müssen, um eine zukünftige Stagnation zu vermeiden.

Im Gegensatz zur Fertigung sind Dienstleistungsbranchen sehr arbeitskraftintensiv. Normalerweise würde der Arbeitsmarkt den Übergang von Arbeitskräften von einem Sektor in den anderen erleichtern. Aber Deutschlands Arbeitsmarkt steht dieser wichtigen wirtschaftlichen Anpassung im Weg.

Deutschlands Arbeitsmarktvorschriften machen es schwer, Kosten durch Entlassungen zu senken. Während dies aus der Perspektive des einzelnen Arbeitnehmers großartig ist, gibt es auch keinen Anreiz zur Umschulung, um in schneller wachsenden Sektoren der Wirtschaft zu arbeiten. Dies wird den Übergang zu einer dienstleistungsbasierten Wirtschaft erheblich verlangsamen. Das Ergebnis wird wirtschaftliche Stagnation sein.

Deutschlands Arbeitsmarktregulierungen stehen auch dem Wachstum neuer Firmen im Weg. Dies liegt daran, dass starke Kündigungsschutzregelungen es riskant machen, mehr Mitarbeiter einzustellen. Frankfurt war nach dem Brexit in der besten Position, das Finanzzentrum der EU zu werden. Finanzzentren entstehen in der Regel in der Nähe von Zentralbanken. Und die EZB ist ja schon da. Deutschland verfügt über ein enormes Sparvolumen, das von Finanzinstitutionen vermittelt werden muss, einen rechtlichen Rahmen mit starken Eigentumsrechten und viel hochqualifiziertes Humankapital. All dies sind ideale Voraussetzungen für das Wachstum von Finanzdienstleistungen.

Doch Deutschlands starker Kündigungsschutz macht es für hochbezahlte Dienstleistungsbranchen wie die Finanz- oder Technologiedienstleistungen prohibitiv teuer, dort tätig zu sein. Einstellung in guten Zeiten, aber die Senkung der Kosten, wenn die Nachfrage schwach ist, ist ein zentrales Merkmal dieser Industrien. Aufgrund der deutschen Arbeitsgesetze haben sich jedoch viele internationale Unternehmen entschieden, sich anderswo niederzulassen. Die meisten Finanzdienstleistungsunternehmen gingen entweder nach Paris oder Amsterdam. Technologieunternehmen zogen nach Dublin und Warschau, nicht nur wegen der Steueranreize, sondern auch wegen der Flexibilität des Arbeitsmarktes in diesen Jurisdiktionen.

Der Verlust dieser Chancen im Dienstleistungssektor wird es der deutschen Wirtschaft erschweren, gut bezahlte alternative Arbeitsplätze für diejenigen Arbeitnehmer zu schaffen, die gezwungen sein werden, die Herstellungsindustrie zu verlassen. Dies wird zu einer anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation führen.

Offensichtlich sind einige Arbeitsmarktregelungen zum Schutz der Arbeitnehmer wünschenswert, insbesondere im Niedriglohnsektor. Der Staat sollte die Schwächsten in der Gesellschaft schützen. Es gibt jedoch keinen starken Grund, denselben Kündigungsschutz für Arbeitnehmer mit höheren Gehältern anzuwenden.

Politiker müssen ehrlich zu den Wählern sein. Eine Reform des Arbeitsmarktes ist notwendig, damit die Wirtschaft schnell zu einem neuen Geschäftsmodell übergehen kann. Dies wird sicherlich anfangs schmerzhaft sein, ist aber für den zukünftigen Erfolg erforderlich. Deutschland hat jetzt Wahlen und dieses wichtige Thema wird ignoriert. Politiker haben bereits eine Reihe von staatlichen Interventionen zur Unterstützung der Wirtschaft ausprobiert, mit wenig Erfolg. Vielleicht ist es an der Zeit, größere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt zu versuchen?

www.fixed-income.org 


 

Investment

von Stephen Dover, Head of Franklin Templeton Institute

Mögliche Störung der globalen Ölver­sorgung: Aufgrund der Stellung des Iran als mittel­großer Ölprodu­zent und -exporteur sind die Ölpreise nach…
Weiterlesen
Investment
Wenli Zheng, Portfolio­manager bei T. Rowe Price kommen­tiert die Zoll­pause zwischen den USA und China.•  Zwar wird mit weiteren Handels­ge­sprächen…
Weiterlesen
Investment
April LaRusse, Head of Invest­ment Specialists bei Insight Invest­ment, gibt einen aktuellen Ausblick auf die US- und Euro­wirtschaft sowie die…
Weiterlesen
Investment

von Axel Brosey, Senior Fund Manager der LAIQON-Gruppe

Er ist da, „der eine“, „der große“, „der wunder­schöne“ Steuer­reform­vorschlag, den Donald Trump den Ameri­kanern ver­sprochen hatte. In seinem…
Weiterlesen
Investment
Vor dem Hinter­grund der Zoll­verhand­lungen zwischen China und den USA haben sich die Aktien­märkte in den letzten Wochen erholt und sogar ihre…
Weiterlesen
Investment

von John Lloyd, Global Head of Multi Sector Credit, Janus Henderson Investors

Die VPI-Kern­inflations­daten blieben in diesem Monat hinter den Markt­erwar­tungen zurück: Sowohl der Gesamt- als auch der Kern­inflations­index…
Weiterlesen
Investment

von David Rees, Head of Global Economics bei Schroders

Es ist riskant, die nächsten Schritte der Trump-Admi­nistration vorher­zusagen. Sollte jedoch die derzeitige Zollpause von Dauer sein, so dürften die…
Weiterlesen
Investment

von François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management

Seit Jahren, wenn nicht Jahr­zehnten, fragt sich die Finanz­welt, wo die Ober­grenze für die US-Staats­ver­schuldung liegt. Dank der sehr niedrigen…
Weiterlesen
Investment

von Arif Husain, Head of Fixed Income bei T. Rowe Price

Im Gegensatz zu meiner Einschätzung der US-Staats­anleihen – hier bin ich so überzeugt wie seit Jahren nicht mehr, da fast alle Faktoren stimmen – ist…
Weiterlesen
Investment
Im Juni kündigte die EZB eine weitere Senkung der Leit­zinsen an. Da die Infla­tion im Euro­raum derzeit dem Ziel­wert von 2% nahe­kommt, wird die EZB…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!