Zölle werden zweifellos langfristige Auswirkungen auf die globalen Kapital- und Handelsströme in Schwellenländern haben. Vor dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 wurden diese Länder nahezu ausschließlich als Rohstofflieferanten wahrgenommen. Seither hat sich ihre Bedeutung innerhalb der globalen Wertschöpfungsketten jedoch deutlich nach oben bewegt. Mit der Öffnung ihrer Wirtschaft beschleunigten sich zudem die ausländischen Direktinvestitionen (ADI). Südafrika verfügt heute beispielsweise über eine hochwertige Automobilproduktion, während sich die türkische Verteidigungsindustrie rasch zu einem bedeutenden globalen Waffenexporteur entwickelt hat.
Auch wenn anhaltende Unsicherheiten über Zölle und eine rückläufige Globalisierung die Investitionstätigkeit von Industrieländern in Schwellenländern beeinträchtigen könnten, rechnen wir dennoch damit, dass ein wachsender Handel sowie zunehmende Kapitalströme zwischen Schwellenländern mögliche Rückgänge weitgehend ausgleichen werden.
Deglobalisierung oder Reglobalisierung – eine globale Neuordnung im Welthandel
Wir sehen kein Ende der Globalisierung, sondern vielmehr eine tiefgreifende Verschiebung ihrer Schwerpunkte: weg von den etablierten Industrienationen und hin zu den Schwellenländern. Die sogenannte „Süd-Süd-Kooperation“ steht dabei erst am Anfang, doch wir erwarten eine deutliche Ausweitung grenzüberschreitender Investitionen, engerer Handelsverflechtungen und verstärkter politischer Abstimmung innerhalb dieser Ländergruppen.
Asien ist hierfür bereits ein prägnantes Beispiel. Der innerasiatische Handel hat inzwischen ein Volumen erreicht, das dem Austausch zwischen Asien und Europa entspricht. Eine zunehmende Kreditvergabe in Renminbi dürfte diese Entwicklung weiter beschleunigen – ebenso wie die Debatte über ein alternatives Zahlungssystem und die mögliche Einführung einer BRIC-weiten Währung, die auf eine größere Unabhängigkeit von den USA und dem US-Dollar abzielt.
Ist die Ära der niedrigen Zinsen tatsächlich vorbei?
Kurz gesagt: Ja. In der Zeit nach Covid, in der Resilienz und die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten ins Inland zentrale Faktoren sind, liegt der neutrale Zinssatz auf einem höheren Niveau. Bleibt die Inflation stabil, profitieren Anleger von höheren Gesamtrenditen bei festverzinslichen Wertpapieren. Besonders attraktiv präsentieren sich hierbei Anleihen aus Schwellenländern, die zu den renditestärksten Papieren im Bereich Fixed Income zählen.
Zentralbanken bleiben eine bedeutende Marktkraft
Die US-Notenbank übt nach wie vor einen Einfluss auf die Schwellenländer aus. Ihr Wirkungsspielraum dürfte jedoch zugunsten spezifischerer Faktoren wie der Außen- und Haushaltslage der jeweiligen Region – insbesondere Verschuldung und Staatsfinanzen – abnehmen. Vor diesem Hintergrund präsentieren sich Schwellenländer im Vergleich zu Industrieländern vorteilhaft: Sie zeichnen sich durch eine geringe Verschuldung, ein höheres Wachstum und eine solide Leistungsbilanz aus.
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