Die US-Notenbank hat die Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt. Doch die eigentliche Botschaft der Sitzung war eine andere. Zwar setzt die Fed ihren Lockerungskurs fort und reagiert damit auf eine spürbare Abkühlung des Arbeitsmarkts und eine nur zögerlich sinkende Inflation. Doch Fed-Chef Jerome Powell nahm den Märkten sofort die Hoffnung auf eine automatische Fortsetzung dieser Politik. Weitere Zinssenkungen seien keineswegs garantiert, betonte er ungewohnt deutlich. Der neue Dot-Plot zeigt, für 2026 und 2027 rechnen die meisten Notenbanker lediglich mit jeweils einem zusätzlichen Zinsschritt nach unten.
Damit sendet die Fed ein klares Signal der Vorsicht. Sie will die Wirtschaft stützen, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, also ohne zu früh oder zu stark zu lockern. Der Kauf kurzfristiger Staatsanleihen durch die Zentralbank ist weniger ein expansiver Kraftakt als eine technische Maßnahme, um zum Jahresende Liquidität im Finanzsystem zu sichern. Es ist ein Eingriff, der Stabilität schaffen soll, aber kein Zeichen für einen neuen, breit angelegten Stimulus.
Für die Märkte bedeutet dies, dass der Zinsschritt bereits eingepreist war und keine zusätzlichen Überraschungseffekte zu verzeichnen waren. Die vorsichtig-taubenhaften Untertöne der Pressekonferenz sprechen jedoch gegen eine Phase ungebremsten Optimismus. Aktien profitieren zwar kurzfristig von niedrigeren Finanzierungskosten, doch der geldpolitische Rückenwind könnte schwächer ausfallen als erhofft. Die Fed erkennt die konjunkturellen Risiken, befindet sich aber nicht im Krisenmodus.
Gleichzeitig schwingt eine zusätzliche Unsicherheit mit. Ab Mai übernimmt ein neuer Fed-Vorsitzender die Führung der Notenbank. Mit diesem personellen Wechsel könnte sich der Tonfall der Geldpolitik verändern, je nachdem, wie stark der neue Vorsitzende bereit ist, das aktuelle Gleichgewicht zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsstützung neu zu gewichten. Die heutige Vorsicht muss also nicht die Linie der kommenden Monate bleiben. Die Marktteilnehmer werden künftige Kommentare und Personalentscheidungen der neuen Führung entsprechend intensiv analysieren.
Unter dem Strich zieht die US-Notenbank eine feine Linie: genug Lockerung, um eine konjunkturelle Abkühlung abzufedern, aber nicht genug, um einen neuen Risiko-Exzess zu entfachen. Doch mit dem anstehenden Führungswechsel steigt die geldpolitische Unsicherheit – und damit der Bedarf, Entscheidungen der Fed in den kommenden Monaten noch genauer zu lesen.
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