YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Eine Rolle rückwärts?

Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG

Die Diskussion um „Grüne Investments“ hat in den letzten Monaten noch einmal an Fahrt aufgenommen. Von außen getrieben: Geopolitik, hohe Inflation und die Erhöhung der Leitzinsen sind mächtige Anschieber.

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat allen erst klar gemacht, wie groß die Abhängigkeit gerade Deutschlands vom russischen fossilen Brennstoff ist. Selbst die Grünen prüfen die Fortführung von den letzten drei angeschlossenen Kernkraftwerken. Von der Abschaffung von Kohlekraftwerken hat man sich schon verabschieden müssen.

Aber auch hier holt uns der Klimawandel ein. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ von Rudi Carrell klingt heute eher makaber. Durch die anhaltende Hitze und die wenigen Niederschläge führen die Flüsse, insbesondere der wichtige Rhein, Niedrigwasser. Das bedeutet aber leider auch, dass nicht genügend Kohle zu den Kraftwerken geschifft werden kann.

Gemeinsam führt diese Situation zu einer hohen Inflation von rund acht Prozent in den letzten Monaten und Ängsten, ob viele Menschen in Deutschland zukünftig nur noch mit Hilfe des sozialen Netzes existieren können. Die Angst vor kalten Wintern, frieren und vielleicht sogar möglicher Arbeitslosigkeit ist präsent. Die LINKE und die AFD rufen zukünftig zu Montagsdemos auf. Der politische Rand will die Krise ausschlachten und mit einem inszenierten Wutwinter wieder zunehmen.

In den letzten Tagen hat der Sparkassenverband eine interessante Studie veröffentlicht, die unter anderem zu folgendem Schluss kam: Wegen dieser Krise werden 60 Prozent der deutschen Bevölkerung sich keine Altersvorsorge mehr leisten können, sondern nur noch im besten Fall ihre reinen Lebenshaltungskosten finanzieren können. Vor einem Jahr waren es nur 15 Prozent. In dem Zusammenhang muss man sich selbstverständlich auch die Frage nach einer Rezession stellen.

Die Banken und Asset Manager werden sich also zukünftig um eine geringere Menge von Sparern (40 Prozent statt wie bisher 85 Prozent) prügeln. Sparer, die vorsichtig sind, die wenn Sie ins Risiko gehen, auch etwas Besonderes erwarten, und zwar die eierlegende Wollmilchsau: Green Investment, Sicherheit und eine Rendite, die das Geld wenigstens nicht abwertet.

Leider führt die Diskussion um Engpässe bei der winterlichen Energieversorgung eben zu der bereits vorstehend erwähnten Diskussion um eine zumindest temporäre Abkehr von bereits auf dem Abstellgleis gewähnten Energiequellen.  Und das obwohl sich die deutschen Gasspeicher derzeit weiter füllen und nunmehr bei 85% sind. Und die Aktivitäten das russische Gas zu surrogieren laufen auf Hochtouren wie der Besuch von Habeck und Scholz in Kanada zeigt. Ergo wird es wohl so schlimm nicht kommen, wenn der Winter kein sibirischer wird.

Trotzdem wird der Trend zur Dekarbonisierung durch diese Situation belastet und auch die Absatzzahlen bei den nachhaltigen ETFs gehen derzeit auch relativ zurück.

Doch eine Rolle rückwärts kann und wird es nicht geben, auch wenn der aktuelle Druck kurzfristig andere Probleme wichtiger erscheinen lässt und sich wohl auch manch Ewiggestriger das so wünscht. Hier sind nicht nur die Notwendigkeiten sondern auch die Regulierung eindeutig.

Die Banken und Asset Manager stehen also von vielen Seiten unter Druck. Wie sollen Sie Unternehmen bewerten, ob Sie ESG-konform sind oder nicht? Bisher gibt es noch keine allgemeingültigen Bewertungsgrundsätze. Machen Sie Fehler in ihren Einschätzungen, droht Ihnen neben dem mittlerweile immensen Reputationsverlust, Klagen von Verbraucherschützern sowie Strafzahlungen an die Aufsichtsbehörden. Deswegen sind die Kriterien ESG (Environmental, Social and Governance) fester Bestandteil der Analysen der Produktgeber geworden; der Kunde fordert sie ein.

Für Unternehmen wird die Situation ebenfalls deutlich anspruchsvoller. Niemand kann mehr ohne Lösungen für ESG und in das Unternehmen implantiert zu haben, Erfolg am Kapitalmarkt oder bei Kreditgebern erwarten. Zumindest wird es, wenn überhaupt möglich als „Braunes Investment“ sehr teuer.

Dabei spielt auch die interne Risikobewertungen eine wichtige Schlüsselrolle.  Aufsichtsbehörden haben schon konkrete Forderungen formuliert – so die Europäische Zentralbank (EZB) im Leitfaden zu Umwelt- und Klimarisiken der Banken. Die Banken sind bereits angewiesen bei der Preisgestaltung für die einzelnen Unternehmen dies zu berücksichtigen. Grundsätzlich fehlt aber hierzu noch die Methodik. Interessant ist auch der Aspekt, der durch die Aufsichtsbehörden vorgeschriebenen Unterlegung mit Eigenkapital nach Risikoklassen. Wenn gegenüber dem Eigenkapital alle Unternehmen „gleich“ sind und ausschließlich nach den Financials beurteilt werden, wo soll die Bonifizierung der ESG-konformen Unternehmen geschaffen werden? Oder wie sollen die Margen generiert werden?

Ein Vorteil für Banken scheint darin zu liegen, dass Sie, wenn Sie sich selbst auf dem Kapitalmarkt refinanzieren wollen, dies preiswerter machen können, wenn Sie über „grüne“ Portfolios verfügen. Gleichzeitig ist es selbstverständlich auch gut für die Reputation. Um ESG-Konformität festzustellen, rückt die Bank noch deutlicher an den Firmenkunden ran und erhält tiefgreifendere Einblicke in Geschäftsmodelle und Abläufe. Gerade S&G (Social & Governance) bieten hierfür alle Möglichkeiten. Das erleichtert sicherlich auch eine Due Diligence.

Wir haben schon frühzeitig in unseren Standpunkten auf die Wichtigkeit von ESG hingewiesen – ein „must have“. Seit dem 24. Februar mit dem Kriegsbeginn und den damit verbunden Konsequenzen sowie die Klimasituation in Mitteleuropa, die Brandbeschleuniger sind, ist ESG, oder vor zwei Jahrzehnten nannten wir es Nachhaltigkeit, in unser aller Köpfen angekommen. Gleichzeitig wird es immer weniger Retailsparer geben, um die jeder Branchenteilnehmer kämpft. Es bleibt spannend.

Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart. mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates & Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds. Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.

www.fixed-income.org
Foto: Kai Jordan © mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank



 

Investment

von Jenna Barnard, Head of Global Bonds, Janus Henderson Investors

Seit Ende der Zinser­höhungen in den Industrie­ländern Mitte bis Ende 2023 wird an den Märkten für Staats­anleihen über das Aus­maß der Zins­senkungen…
Weiterlesen
Investment

von François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management

Die Botschaft der Euro­pä­ischen Zentral­bank (EZB) dürfte sich bei ihrer Dezember-Sitzung nicht grund­legend ändern. Es wird erwartet, dass die EZB…
Weiterlesen
Investment

von Michael Graham, Head of US High Yield bei AXA IM & Jack Stephenson, US Fixed Income Investment Specialist bei AXA IM

Seit fast drei Jahren trotzt die US-Wirt­schaft den Rezes­sions­erwar­tungen und über­trifft weiterhin andere entwickelte Volks­wirt­schaften. Im…
Weiterlesen
Investment
Die Energie­wende bietet Investoren weltweit Chancen – auch im neuen Jahr. Fonds­manager Lorenzo van der Vaeren von DPAM sieht beso­nders viel…
Weiterlesen
Investment

von Serge Nussbaumer, Head Public Solutions, Maverix Securities AG

Die US-Noten­bank hat die Leit­zinsen wie erwar­tet um 25 Basis­punkte gesenkt. Doch die eigent­liche Bot­schaft der Sitzung war eine andere. Zwar…
Weiterlesen
Investment

von Jeff Schulze, Leiter Wirtschafts- und Marktstrategie bei Clearbridge Investments, zur Sitzung der Fed

Da die Senkung um 25 Basis­punkte allgemein erwartet wurde, konzen­trieren sich die Märkte auf die Prog­nosen der Fed für 2026 und darüber hinaus. Die…
Weiterlesen
Investment

von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management

Die geo­politischen und poli­tischen Nach­richten waren im Jahr 2025 recht massiv – anhaltender Krieg in der Ukraine, instabiles Zoll­system der USA,…
Weiterlesen
Investment
Der KI-Hype und die hohen Aktien­gewinne drängten Anleihen 2025 etwas in den Hinter­grund. Dabei ent­sprachen ihre Erträge den seit 2023 wieder…
Weiterlesen
Investment

von Boutaina Deixonne, Head of Euro IG and HY Credit bei AXA Investment Managers

Die europäischen Märkte blieben in den letzten Jahren von zahl­reichen Volatilitäts­spitzen nicht verschont. Trotz des schwierigen Umfelds konnten…
Weiterlesen
Investment

von Robert Ostrowski, CIO, Federated Hermes

Die Anleihe­märkte starten mit einer Fülle unbe­ant­worteter Fragen ins neue Jahr. Vor 12 Monaten hatten wir eine Wieder­holung der Situation nach der…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!