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Inflation in der Eurozone über den Erwartungen der EZB - unter Strich sind die Nachrichten jedoch nicht so schlecht

von Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price

Die HVPI-Inflation in der Euro­zone stieg im Juli auf 2,6% gegenüber 2,5% im Juni. Dies über­raschte sowohl die all­gemei­nen Prog­nosen als auch die EZB. Der Infla­tions­anstieg ist vor allem auf einen Anstieg der Kern­waren und einen starken Anstieg in Italien zurück­zuführen. Mit anderen Worten, eine deutliche Über­raschung bei der Kern­inflation war für den Inflations­anstieg im Juli verantwortlich. Wichtig ist jedoch, dass die Überraschung bei der Kerninflation des VPI nicht auf einen Anstieg der Dienstleistungsinflation zurückzuführen ist, sondern auf einen Anstieg der Kerninflation bei den Waren. Das ist ein wichtiger Unterschied. Die Dienstleistungsinflation reagiert viel stärker auf Lohndruck. Die gesamte Debatte über die Fortdauer der Inflation dreht sich um die Dienstleistungsinflation. Die Dienstleistungsinflation ist jedoch von 4,1% im Juni auf 4% im Jahresvergleich gesunken. Auf monatlicher, saisonbereinigter Basis liegt die Inflationsdynamik im Dienstleistungssektor weiterhin bei 0,3%. Dies ist zwar immer noch zu hoch, aber deutlich niedriger als in den letzten Monaten und steht im Einklang mit der Disinflation der Kerninflation. Die Kerninflation bei den Waren ist vermutlich deshalb gestiegen, da die Unternehmen die in den letzten Monaten stark gestiegenen Transportkosten aus China weitergeben. Dies dürfte jedoch nur vorübergehender Natur sein. Die Importeure dürften versucht haben, einen Großteil ihrer Lagerbestände in die USA zu verlagern, um so möglichen Zöllen zuvorzukommen, die ein künftiger Präsident Trump verhängen könnte. Diese veränderte Verhaltensweise führte vorübergehend zu einer deutlich höheren Nachfrage nach Containern weltweit, was einen erheblichen Anstieg der Frachtkosten auch nach Europa zur Folge hatte. Diese Überlastungsprobleme dürften jedoch nur vorübergehender Natur sein. Terminkontrakte auf Containerfrachtraten lassen für die zweite Jahreshälfte deutlich niedrigere Frachtkosten erwarten. Damit dürfte auch die Kerninflation bei den Waren wieder sinken.

Die EZB ist sich wahrscheinlich darüber im Klaren, dass der Anstieg der Kerninflation bei den Gütern wahrscheinlich nur vorübergehend sein wird. In ihrer Kommunikation und ihren Überlegungen hat sich die EZB auf die Dienstleistungsinflation konzentriert, da diese der im Inland erzeugten Inflation am nächsten kommt. Die Entscheidungsträger der EZB waren vor allem über das Auftreten von Zweitrundeneffekten besorgt. Die heutigen Daten zur Dienstleistungsinflation zeigen jedoch, dass sich der jüngste Disinflationstrend bei der HVPI-Inflation im Dienstleistungssektor fortsetzt. Eigentlich hätte man im Vorfeld der Euro 2024 und der Olympischen Spiele eine höhere HVPI-Inflation bei den Dienstleistungen erwartet. Die EZB wird daher wahrscheinlich über die starken HVPI-Inflationsdaten von heute hinwegsehen. Aus Sicht der EZB stehen die heute veröffentlichten Daten im Einklang mit einem vierteljährlichen Zinssenkungszyklus. Es ist daher wahrscheinlich, dass die EZB die Leitzinsen im September und Dezember weiter senken wird.

www.fixed-income.org
Foto: Tomasz Wieladek © T. Rowe Price


 

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