Im Sommer dürfte es Investoren nach Einschätzung der Schweizer Privatbank UBP nicht langweilig werden. Vor dem Hintergrund des „Big Beautiful Bill” getauften US-Steuer- und Abgabengesetzes, dem Ende der Pause im Zollstreit und der anlaufenden Berichtssaison stehen Anlegern ereignisreiche Monate bevor. Trotz teilweise hoher Bewertungen am Aktienmarkt rät die UBP, investiert zu bleiben und auf eine breite Diversifikation der Anlagen zu achten. „Das ist die Voraussetzung, um an der Wertentwicklung in der zweiten Jahreshälfte teilzuhaben“, schreibt Michaël Lok, Group CIO und Co-CEO Asset Management der Union Bancaire Privée (UBP), in der aktuellen House View.
Der anhaltende Rückgang der Risikoprämien begrenzt das Aufwärtspotenzial für globale Aktien, weshalb die UBP an ihrer ausgewogenen Aktienallokation festhält. „Da jedoch die makroökonomischen Risiken und die Gewinnrisiken in den USA zurückgehen und der US-Dollar schwächer wird, sind wir zu unserer früheren Überzeugung hinsichtlich US-Aktien zurückgekehrt und haben unsere Positionierung wieder auf das Niveau vor dem Handelskonflikt angepasst“, erläutert Lok. Zur Diversifizierung des Portfolios hält die UBP ihr starkes Engagement in Gold aufrecht, das durch den anhaltenden Dollar-Rückgang und die Aussicht auf niedrigere Zinsen gestützt wird.
Handelsabkommen am Horizont
Die Ankündigung einer Waffenruhe im Nahen Osten hat das Risiko eines starken Inflationsanstiegs aufgrund hoher Energiepreise reduziert. Damit rücken Zinssenkungen dies- und jenseits des Atlantiks in greifbare Nähe. Die geopolitische Lage bleibt jedoch komplex und kann sich jederzeit rasch verändern. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik sind Lok zufolge noch erheblich und stellen eine Gefahr für das Wachstum dar. „Das Risiko deutlich höherer Zölle auf Importe – etwa aus der EU – sollte nicht unterschätzt werden. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass in den kommenden Monaten Handelsabkommen abgeschlossen werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es wahrscheinlich, dass das globale Wachstum auf seinem aktuellen Pfad von 2,7% im Jahr 2025 bleibt“, schreibt der Group-CIO.
In den USA deuten einige Indikatoren auf eine Wachstumsverlangsamung hin, während sich in Europa allmählich eine Erholung abzeichnet – vor allem durch höhere Staatsausgaben in Deutschland für Verteidigung und Infrastruktur. Die neue Regierung signalisiert jedoch klar, dass sie öffentliche Investitionen weiter beschleunigen will. „Deutschland bleibt anfällig für Änderungen der US-Handelspolitik und schwankende Energiepreise“, so Lok.
Aktien: Nach der Erholung wird Berichtssaison zur Bewährungsprobe
Die globalen Aktienmärkte setzten ihre Erholung im Juni fort, da sich wirtschaftliche Risiken und Sorgen um Gewinnprognosen weiter abschwächten. Infolgedessen erreichten die Bewertungen von US-Aktien wieder das obere Ende ihrer Bandbreite seit der Covid-19-Pandemie, was nun die größte Hürde für weitere Kursgewinne darstellen könnte.
Die bevorstehende Berichtssaison im Juli wird daher zur nächsten Bewährungsprobe für die Aktienmärkte. Analysten erwarten für das zweite Quartal 2025 ein moderates Gewinnwachstum von rund 5% im S&P 500. Dennoch unterstreicht die UBP ihre Präferenz für US-Titel insbesondere in der zweiten Jahreshälfte „Wir sehen Aufwärtspotenzial für die Unternehmensgewinne in den USA, gestützt durch die starke Entwicklung im Technologiesektor, den schwächeren US-Dollar und die weiterhin robuste US-Konjunktur“, schreibt Michaël Lok.
Ebenso zeigten sich auch chinesische Aktien angesichts solider Unternehmensgewinne im Technologiesektor vielversprechend. Zusätzliche fiskal- und geldpolitische Impulse dürften folgen und sowohl die Konjunktur als auch die Gewinnentwicklung stützen.
Anleihen: Solide Monatsentwicklung
Die Anleihenmärkte zeigten im Juni eine starke Performance. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen fielen auf 4,2%, während der Bereich der kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten (1–7 Jahre) unter 4% notiert. Investment-Grade-Anleihen (IG) legten im Juni um 1,3% zu (seit Jahresbeginn +4,4%), Hochzinsanleihen (HY) gewannen 1,8% (YTD +4,7%) und AT1-Anleihen erzielten 1,4% (YTD +4,9%). Angesichts sinkender Risiken und erster konkreter Maßnahmen zeigt sich auch die UBP zuversichtlich in Bezug auf US-Staatsanleihen: „Der Werkzeugkasten von US-Finanzminister Scott Bessent zur Stärkung der Nachfrage nach Treasuries und zur Senkung der Renditen nimmt zunehmend Gestalt an“, erläutert Lok.
Hedgefonds: Positive Monatsbilanz trotz geopolitischer Spannungen
Trotz anhaltender geopolitischer Spannungen im Nahen Osten blieb die Volatilität an den meisten Märkten relativ gering. In diesem Umfeld beendete die Mehrzahl der Hedgefonds den Monat mit positiven Ergebnissen.
Im Bereich globaler Makro-Strategien sieht der Group CIO, Michaël Lok vertraute Muster: Diskretionäre Manager schnitten erneut deutlich besser ab als quantitative Strategien. Letztere litten weiterhin unter einer Vielzahl von Marktfehlsignalen, die klassische Trendfolge-Modelle ins Leere laufen ließen.
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