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„Unsere Liquidität im Konzern belief sich am 31. Dezember 2019 auf rund 85 Mio. Euro“, Dr. Thomas Gutschlag, CEO, Deutsche Rohstoff AG

Aufgrund der Corona-Krise und der Turbulenzen am Ölmarkt entwickelten sich die Aktie und Anleihen der Deutsche Rohstoff AG (ISIN DE000A0XYG76 und DE000A2YN3Q8) zuletzt sehr volatil. Doch die Gesellschaft hatte zum 31.12.2019 eine Liquidität von 85 Mio. Euro, wie CEO Dr. Thomas Gutschlag im Interview mit dem BOND MAGAZINE betont. Er ist überzeugt, dass man die Krise meistern wird.

BOND MAGAZINE: Im Juli nächsten Jahres wird Ihre Anleihe 2016/21 (ISIN DE000A0XYG76) fällig. In welchem Volumen steht die Anleihe noch aus?

Dr. Gutschlag: Bei dieser Anleihe stehen noch 16,7 Mio. Euro aus, denn die Hälfte des Volumens haben wir bereits nach der erfolgreichen Anleiheemission im November 2019 zurück gezahlt, bei der wir einen Bruttoemissionserlös von 87 Mio. Euro erzielt haben. Die im Juli 2020 anstehende Zinszahlung und die pünktliche und fristgerechte Rückzahlung der im nächsten Jahr fällig werdenden Anleihe ist also allein durch das hohe Liquiditätspolster aus der jüngsten Anleihebegebung komfortabel abgesichert. Unsere Liquidität im Konzern belief sich am 31. Dezember 2019 auf rund 85 Mio. Euro. Bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten stehen in unserer Bilanz nennenswert nur noch offene Bohrkosten aus dem Projekt Cub Creek. Wir fühlen uns durch unsere strikte Kostenkontrolle und die genannten Mittelzuflüsse entsprechend für die aktuelle Krise robust aufgestellt. Wir werden diese Krise meistern.

BOND MAGAZINE:
Sie hatten sich gegen einen fallenden Ölpreis abgesichert und die Positionen inzwischen aufgelöst. Welche Gewinne sind dabei entstanden?

Dr. Gutschlag: Glücklicherweise gehört es bei der Deutsche Rohstoff von jeher zur Firmenpolitik, durch Hedges den Ölpreis nach unten abzusichern. Das haben wir auch für das laufende Jahr gemacht. Mehr als die Hälfte unserer für das laufende Jahr ursprünglich geplanten Produktion haben wir bei einem Niveau von mehr als 57 US-Dollar pro Barrel Öl (WTI) abgesichert. Tatsächlich ist der Anteil der Absicherung sogar noch höher, weil wir in dem aktuellen Marktumfeld die Produktion deutlich abgesenkt haben. Wir behalten das Öl noch im Boden und verkaufen es dann, wenn wir dafür wieder einen besseren Preis erzielen können. Einen Teil unserer Hedges haben wir nach dem Preissturz der vergangenen Wochen inzwischen mit einem Gewinn von 1,7 Mio. USD aufgelöst. Den größeren Teil der Hedges mit einem Wert von deutlich über 10 Mio. USD haben wir noch nicht aufgelöst. Das behalten wir uns vor, falls wir den Eindruck gewinnen, dass der Markt den Boden erreicht hat. Ansonsten laufen die Kontrakte jeweils monatlich aus und bringen uns bei den jetzigen Ölpreisen hohe Erträge.

BOND MAGAZINE:
Welchen Ölpreis benötigen Sie, um den Break-Even zu erreichen?

Dr. Gutschlag: Das ist nicht ganz einfach allgemeingültig zu beantworten, da auch die Förderkosten in den USA in den vergangenen Monaten deutlich gesunken sind. Aber grundsätzlich steigt meine Laune natürlich, wenn der Ölpreis ganz deutlich über 40 US-Dollar oder noch besser über 50 US-Dollar ist. Dann verdienen wir sehr gutes Geld. Wir sind schon lange genug im Ölgeschäft erfolgreich und viel zu gut finanziert, um uns von starken Preisschwankungen aus der Ruhe bringen zu lassen. Das sind Phasen, in denen der Markt auf Anbieterseite dann bereinigt wird – gut für all jene, die da solide durchkommen. Zur Verdeutlichung: Anfang 2016 war der Ölpreis bei etwa 29 US-Dollar, Anfang 2018 war er bei rund 75 US-Dollar und jetzt ist er wieder sehr schwach. Wichtig ist, darauf schnell und flexibel reagieren zu können.

BOND MAGAZINE
: In welchem Umfang können Sie die Produktion drosseln und die Kosten herunterfahren?

Dr. Gutschlag:
Wir können Kosten und Produktion sehr zügig an die Marktentwicklung anpassen und haben das in den vergangenen Wochen auch getan. Aufgrund der hohen Automatisierung unserer Produktion ist das quasi auf Knopfdruck möglich. Bei Cub Creek haben wir die Produktion um rd. 80 Prozent gedrosselt und möglichweise werden wir sie in den kommenden Tagen ganz stoppen. Bei einem Stillstand haben wir nur geringe Kosten und können entsprechend auf eine Normalisierung des Marktumfeldes warten. Neue Bohrungen, wie zum Beispiel beim Knight Bohrplatz, haben wir zunächst einmal einige Monate eingefroren. Bei unseren laufenden Overheadkosten profitieren wir natürlich von unseren ohnehin schlanken Strukturen. Zudem verzichten die Manager aller Konzerngesellschaften in den kommenden Monaten auf ein Viertel ihres Gehalts. Das gilt selbstverständlich für mich als CEO auch. Ich finde, wir müssen mit gutem Beispiel voran gehen, wenn es heißt, die Kosten streng im Blick zu haben.

BOND MAGAZINE:
Der Ölpreis ist derzeit komplett am Boden, wie ist Ihre mittel- bis langfristige Einschätzung. Wird es eine Normalisierung geben?

Dr. Gutschlag: Wir werden aus meiner Sicht absolut eine Normalisierung im Sinne deutlich höherer Preise erleben. Öl ist immer noch der wichtigste Rohstoff in unserem Alltag und für unsere globale Wirtschaft. Aktuell erleben wir eine absolute Sondersituation: Einerseits ist die Weltwirtschaft durch die Corona-Krise temporär in einem Ruhemodus. Allerdings fährt der Wirtschaftsgigant China seine Produktion bereits wieder nahe an das Vorkrisen-Niveau hoch. Auf der anderen Seite sind sich die OPEC und Russland immer noch nicht ganz grün, was Förderbegrenzungen und damit die Angebotsseite angeht. Ein erster Schritt wurde gemacht, aber weitere werden folgen. Unter dem Strich gibt es, glaube ich, keinen ernstzunehmenden Ökonomen, der davon ausgeht, dass sich die Weltwirtschaft nicht nachhaltig wieder erholen wird. Die Frage ist nur, ob dies in sechs, zwölf oder vierundzwanzig Monaten der Fall sein wird. Und dann wird Öl wieder stark nachgefragt und der Preis wird deutlich steigen. In der jetzigen Krise werden Investitionen in gewaltigem Umfang gekürzt. Das wirkt sich natürlich auf die mittelfristige Verfügbarkeit des Rohstoffs aus. Wir, die Deutsche Rohstoff, werden unser Öl zur Not solange im Boden lassen, wo es seit Millionen Jahren gespeichert war. Auf einige Quartale mehr oder weniger kommt es da nicht an. Ich persönlich glaube, dass wir – im Vorgriff auf die wirtschaftliche Erholung – bereits Ende des Jahres massiv höhere Preise als heute sehen werden.

BOND MAGAZINE:
Sie haben kommuniziert, dass Sie einen Teil der freien Liquidität in ein Portfolio von Öl- und Gasaktien und -anleihen sowie zu einem kleineren Teil in Goldaktien investieren. Welche Investitionen planen Sie?

Dr. Gutschlag: Wir wollen bis zu 25 Mio.US-Dollar unserer freien Liquidität nutzen, um uns an Unternehmen aus den Bereichen Öl, Gas und Gold zu beteiligen. Die Preisniveaus sind in der Krise historisch günstig geworden und wir wollen unsere Expertise in diesen Rohstoffsektoren nutzen, um von diesen Marktmöglichkeiten zu profitieren. Aktuell gibt es massive negative Übertreibungen bei den Bewertungen, die auch fast alle gesunden Unternehmen erfasst haben. Wer soll da nicht handeln, wenn nicht wir. Wir werden dabei vorsichtig, mit Augenmaß und eher risikoavers vorgehen. Natürlich steht unser eigenes, organisches Wachstum im Vordergrund, aber wir haben eine so starke finanzielle Basis, dass wir auch die Chancen der aktuellen Situation sehen.

BOND MAGAZINE:
Sie erwarten aufgrund der neuen Steuergesetzgebung der US-Regierung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eine Steuerrückzahlung in Höhe von rund 7,5 Mio. USD. Wann wird Ihnen diese zufließen?

Dr. Gutschlag: In den kommenden Monaten. Einen genauen Zeitpunkt kann ich noch nicht sagen, der hängt von der Erstellung unseres Jahresabschlusses und der Reaktion der US-Finanzverwaltung ab. Auch da mahlen die Mühlen manchmal langsam, aber im 3. Quartal sollten wir die Steuererstattung spätestens bekommen. Es ist Ziel der US-Regierung, den Unternehmen schnell Liquidität zufließen zu lassen.

BOND MAGAZINE:
Ihre Hauptversammlung ist für den 15. Juli vorgesehen. Planen Sie eine Präsenzveranstaltung oder eine virtuelle HV?

Dr. Gutschlag:
Wir werden eine virtuelle Hauptversammlung durchführen. Das sind wir der Gesundheit unserer Aktionäre und aller anderen Beteiligten schuldig. Ich persönlich würde mir außerdem wünschen, dass die aktuelle Möglichkeit, Versammlungen von Aktionären rein virtuell durchzuführen, auch nach Ende der Corona-Krise bestehen bleibt. Das ist in unsrer digitalen Welt zeitgemäß, eröffnet mehr Aktionärinnen und Aktionären die Möglichkeit der Teilnahme und ist für kleine und mittlere Unternehmen sehr effizient. Außerdem sparen wir damit rund 25.000 bis 30.000 EUR. Nachdem es in den vergangenen Jahren allerhand zusätzliche Regulierung gegeben hat, die die Kosten einer Börsennotierung nach oben treiben, schadet es nicht, wenn wir an dieser Stelle auch mal sparen können.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
(Foto: Dr. Thomas Gutschlag
© Deutsche Rohstoff AG)


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