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Zurück darf kein Seemann schauen...

von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG

"Nach vorn geht mein Blick, Zurück darf kein Seemann schauen. Kap Hoorn liegt auf Lee - Jetzt heißt es auf Gott vertrauen..."

So sang schon Hans Albers seine Version von La Paloma im Jahr 1943. Und weiter heißt es später:

"Schroff ist ein Riff - Und schnell geht ein Schiff zugrunde; Früh oder spät schlägt - Jedem von uns die Stunde."

Was hat Hans Albers mit dem Kapitalmarkt zu tun? Nun, wenn wir nach vorne schauen wollen, dann ist es sicher nicht nur wegen des Jahresendes an der Zeit auf das Jahr 2020 zurückzublicken - trotz der Warnung des legendären "Blonden Hans". Wir wollen nicht den Reigen der Jahresrückblicke eröffnen, dass überlassen wir Chronisten die da besser Buch geführt haben. Aber vieles von dem, worüber wir hier geschrieben haben ist eingetreten bzw. gewinnt derzeit noch an Brisanz. Denn unser "Törn" durch die Corona-Krise in manchmal ruppiger See ist noch nicht zu Ende. Doch nachdem der Pulverdampf des ersten Lockdowns verflogen war, begannen wir unsere Standpunkt-Serie hier mit dem ebenfalls maritim angehauchten Thema "Die große Hafenrundfahrt" und damit mit einem klaren Votum für maximale Transparenz im Sinne der Investoren. Im September titelten wir in selbstbewusster Manier "Die Kunst des Scheiterns" und haben erneut darauf hingewiesen, worauf bei der Suche nach erfolgreichen Anleiheemissionen zu achten ist.

In der Tat fühlte sich der Kapitalmarkt wenig später tatsächlich an, wie die Nachtwache auf einem Schiff vor Kap-Hoorn und der eine oder andere lief auch auf ein Riff. In der Tat war es nicht leicht, das Kap des neuerlichen Lockdowns-light und den Unwuchten der US-Wahl zu umschiffen, aber wer die ganze Klaviatur des Schifferklaviers bedient hatte, der kam auch in dieser See gerade so durch und segelt nun wieder in etwas ruhigerem Fahrwasser.

Was erwartet uns im Jahr 2021? Nun, Deutschland und Europa gehen Corona-mäßig in den befürchteten "dunklen Winter" von anziehenden Maßnahmen. Die aktuellen Meldungen aus Sachsen und Bayern lassen da viele Spekulationen aufkommen. Auch die Bundeskanzlerin und der Mediziner-Kanzleramtsminister bereiten über die Medien einen harten Lockdown vor. Wir glauben aber, dass im Frühjahr des nächsten Jahres eine positive Bewegung in die Märkte kommen wird. Auf der einen Seite werden Impfungen vorgenommen werden und auf der anderen Seite werden die Märkte schon die erwartbaren niedrigeren Zahlen und damit gelockerten Maßnahmen im Sommer 2021 antizipieren.

In welchem Umfeld bewegt sich dann der Markt für die Minibonds? Gerade die mit zunehmendem Rückenwind geführte Diskussion um die Situation bei der künftigen Kreditvergabe durch die Banken lässt aufhorchen. Zumal diese nicht irgendwo in den Medien geführt wird, sondern insbesondere durch die Regulatoren, Volkswirte und nicht zuletzt die Banken selbst. So titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 04.12. diesen Jahres "Das dicke Ende kommt erst noch" und schrieb weiter: " je länger die Krise dauert, desto tiefere Löcher reißen steigende Kreditausfälle in die Bilanzen. (.) Die Bestände ausfallgefährdeter Kredite in ganz Europa werden sich nach Einschätzung von Christoph Schalast, Professor für Wirtschaftsrecht an der Frankfurt School, nächstes Jahr auf rund 800 Milliarden Euro verdoppeln."

Bayern-LB-Chefvolkswirt Jürgen Michels rechnet für das ganze Jahr mit "einem 20- bis 30-prozentigen Anstieg" der Pleiten und Bafin-Chef Felix Hufeld orakelte: "Zwar seien Banken seit der Finanzkrise vor zwölf Jahren generell gesehen besser mit Kapital ausgestattet, manch ein Institut werde die jetzige Krise aber trotzdem nicht überleben." Und auch die EZB stößt in dieses Horn: "Die Europäische Zentralbank (EZB) ermahnt in einem Schreiben die Vorstandschefs der 113 von ihr direkt beaufsichtigten Banken im Umgang mit Kreditrisiken zu mehr Vorsicht angesichts steigender Unternehmensinsolvenzen in der Pandemie.

"Problematisch ist nach Ansicht von Finanzprofessor Martin Faust von der Frankfurt School nicht nur der Anstieg von faulen Krediten, sondern eine generelle Verschlechterung der Bonität von Unternehmen. Banken müssen Darlehen in einem solchen Fall mit mehr Eigenkapital hinterlegen."

Das bedeutet zwar nicht den Schiffbruch des gesamten Bankensystems, dafür sind die Institute insgesamt deutlich besser aufgestellt als vor 12 Jahren. Aber für den so wichtigen Mittelstand wird wenig überraschend der Gang in die Kreditabteilung oft immer steiniger. Denn die Institute bedienen lieber die großen Konzerne, deren Risiken sie vermeintlich besser einschätzen und managen können und die kapitalmarktfähig sind.

Wir sind daher weiter überzeugt, dass der Kapitalmarkt trotz ebenfalls hohen Regulierungsdruckes ein zunehmend wichtiger Baustein in der Unternehmensfinanzierung wird. Auch das derzeit angesagte "Private Equity" sucht für seine Investments irgendwann mal einen neuen Hafen.

In Anbetracht der erwarteten Konjunkturerholung ab dem Frühjahr 2021 fabulieren manche Navigatoren bereits wieder über steigende Zinsen und die Notwendigkeit der Liquiditätsverknappung. Wir schauen zurück auf unseren Beitrag "Zombies und Zinsen" im August und ergänzen hier vielleicht nur noch die fatale Situation, in der sich beispielsweise Italien befindet. Hier wird eher darüber nachzudenken sein, ob die Italiener den Währungsraum nicht zumindest zeitweise verlassen können.

Parallel hat der Kurs des Euro weitgehend unbemerkt über die Marke von 1,20 gegen USD verteuert. In der Folge wurde der Euro zusätzlich auch gegenüber Währungen von Schwellenländern aufgewertet. Die Frage, inwiefern anziehende Zinsen in Europa hilfreich sind stellt sich unseres Erachtens. nicht. Die schwächeren europäischen Volkswirtschaften dürften mit dieser Entwicklung in deutlich stürmischeres Fahrwasser geraten.

Damit bleibt der Ausblick für die Kapitalmärkte und den Minibondmarkt grundsätzlich weiter positiv. Wer weiterhin die Grundsätze guter Seemannschaft beherzigt, der landet aller Voraussicht nach nicht auf einem Riff.

www.fixed-income.org
Foto: Kai Jordan
© mwb Wertpapierhandelsbank AG


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