Vor einer Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) gab es selten so wenige Kommentare von Notenbankgouverneuren. Allerdings spricht die aktuelle Datenlage auch gegen einen akuten Handlungsbedarf. Das Wachstum in der Eurozone fiel im ersten Halbjahr höher als erwartet aus, der Arbeitsmarkt zeigt nur in einigen Ländern vereinzelte Schwächen und die Inflationsrate bewegt sich um die Marke von zwei Prozent. Vor allem der Preisanstieg bei den arbeitsintensiven Dienstleistungen geht weiter langsam zurück, da sich auch das Lohnwachstum weiter abschwächen wird. Daher rechnen wir damit, dass die EZB auf ihrer Sitzung im September den Einlagenzins unverändert lässt. Am kommenden Donnerstag werden auch neue Projektionen zu Wachstum und Inflation vorgestellt. Wir erwarten allerdings keine gravierenden Änderungen, sondern eher technische Anpassungen der BIP-Prognose für 2025. Das generelle Bild einer moderaten konjunkturellen Erholung mit Inflationsraten auf dem EZB-Ziel dürfte unverändert bleiben. Da die Risiken für die Konjunktur weiterhin abwärtsgerichtet sind und es unterschiedliche Ansichten über Aufwärtsrisiken der Inflation sowie ein mögliches Unterschreiten des Inflationsziels gibt, dürfte der Ton der Pressekonferenz dieses Mal eher neutral ausfallen, aber auch ohne jegliche Vorfestlegung auf einen geldpolitischen Kurs. Angesichts der bestehenden konjunkturellen Risiken halten wir allerdings an unserer Meinung einer weiteren Zinssenkung fest.
Neben dem Thema Inflation wird auch die politische Entwicklung in Frankreich im Mittelpunkt der Pressekonferenz stehen. Vermutlich wird es beim Hinweis bleiben, dass es sich hierbei um ein französisches Problem handelt, das von der französischen Regierung gelöst werden muss.
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