Die Federal Reserve hält an ihrem Kurs fest - trotz des anhaltenden Drucks durch Präsident Trump, der in den letzten Monaten immer weiter zunimmt. Während er argumentiert, dass eine restriktive Geldpolitik – insbesondere strenger als die anderer großer Zentralbanken – der US-Wirtschaft schade, sieht Powell die größere Gefahr darin, dass die Inflation bei einer Zinssenkung wieder anziehen könnte.
Der jüngste Schachzug des US-Präsidenten: Ein demonstrativer Besuch der Bauarbeiten am Fed-Hauptquartier in Washington, garniert mit Betrugsvorwürfen gegen Fed-Chef Powell wegen angeblich nicht genehmigter Baukosten. Aus Sicht Trumps könnte das ein „wichtiger Grund“ für eine Entlassung sein – die laut Oberstem Gerichtshof einzige zulässige Möglichkeit, einen Fed-Vorsitzenden abzusetzen.
Powell ließ sich davon nicht beeindrucken und beschrieb den Besuch des US-Präsidenten auf der anschließenden Pressekonferenz als „freundlich“. Auswirkungen auf die Entscheidung hatte er nicht: Der Leitzins blieb unverändert im Zielkorridor von 4,25 bis 4,5 %.Bemerkenswert dabei: Die Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman stimmten für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte - die erste Gegenstimme zweier Gouverneure seit über 30 Jahren. Waller gilt als Aspirant für den Posten des Fed-Vorsitzenden.
Die zentrale Frage bleibt die Inflationsentwicklung, insbesondere die Auswirkungen der Zölle. Powell sieht darin bislang nur einen einmaligen Preiseffekt. Bis zur September-Sitzung werden weitere Wirtschaftsdaten, darunter zwei Arbeitsmarktberichte, mehr Klarheit schaffen. Ob die US-Notenbank die Zinsen tatsächlich senken wird, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Am ehesten dürfte sich das nach Jerome Powells Grundsatzrede auf dem geldpolitischen Symposium der Fed in Jackson Hole, Wyoming, Ende dieses Monats einschätzen lassen. Immerhin bereitete er dort im vergangenen Jahr die Märkte mit der Aussage „Die Zeit ist gekommen“ auf eine Zinssenkung vor.
Parallel dazu führt die Aufhebung der US-Schuldenobergrenze zu einer massiven Ausweitung des Angebots an US-Staatsanleihen. Das Finanzministerium hat bereits neue Treasuries im Volumen von 200 Milliarden Dollar emittiert, weitere 400 Milliarden sollen bis September folgen. Diese Angebotswelle dürfte die Renditen am Geldmarkt nach oben treiben.
Dennoch bleiben Geldmarktfonds bei Anlegern gefragt - das verwaltete Vermögen erreichte im Juni fast 7,5 Billionen Dollar. Bemerkenswert ist das Comeback institutioneller Prime Money Funds trotz verschärfter Regulierung - ein Trend, der sich wie schon nach den Reformen von 2016 fortsetzt.
www.fixed-income.org
