Michael Browne vom Franklin Templeton Institute kommentiert die Zolleinigung zwischen der EU und den USA:
Der Deal ist eine gute Nachricht, da er Unsicherheiten beseitigt. Das spiegelt sich auch in den Kursgewinnen an den Märkten wider. Das sollte denen Genüge tun, die sagen: „Wir hätten härter verhandeln und einen besseren Deal herausholen sollen.“
Nun liegt es an den Unternehmen und Märkten, zu sehen, was diese Zölle tatsächlich für die Wirtschaft bedeuten. Werden sie über die Margen aufgefangen? Das hängt von der Branche ab – für deutsche Autohersteller ist das fast unmöglich, für Luxusgüter hingegen durchaus denkbar.
Wenn die Unternehmen einfach die Preise um 15% erhöhen, wie viel davon werden die US-Verbraucher schlucken? Werden die Verbraucher einfach nicht mehr kaufen, was sich in einem starken Absatzrückgang niederschlägt, der aber vielleicht 2026 wieder ausgeglichen wird, oder kommt es zu einer bedrohlicheren Substitution? Einen Substitutionseffekt sehen wir bereits bei Stahl, wo die Zölle jetzt 50 % betragen. Was kann stattdessen verwendet werden? Das ist die gefährlichste Frage, da dies einem dauerhaften Geschäftsverlust gleichkommt.
Die 15-prozentigen Zölle verringern das Risiko von Zollarbitrage zwischen Ländern, wo Unternehmen ihre Produktion beispielsweise von Irland, wo 15 % Zölle gelten, nach Großbritannien verlagert hätten, wo nur 10 % Zölle erhoben werden. Ein Unterschied von 5 % reicht dafür wahrscheinlich nicht aus, aber einige Unternehmen werden dies zweifellos tun.
Der LNG-Vertrag ist sehr wichtig, auch wenn wir keine Details kennen, da er die Versorgungsunsicherheiten, die Europa seit dem Ende der russischen Gaslieferungen hat, effektiv beseitigt. Es ist unklar, ob die neuen Waffenlieferungen tatsächlich neu sind oder lediglich eine Bestätigung bestehender Aufträge, des Munitionsbedarfs oder von Ersatzaufträgen, da die Ausrüstung in die Ukraine geliefert oder dort eingesetzt wird.
Unterdessen befinden wir uns mitten in der Berichtssaison für das zweite Quartal in Europa, und viele Unternehmen sprechen das Thema des starken Euro an. Wir wissen, dass ein schwacher US-Dollar traditionell gut für die Gewinne des S&P ist und Europa stärker belastet, daher sollte dies keine Überraschung sein. Die Umsatzzahlen sind jedoch bereits schwächer als erwartet, im Falle der Automobilindustrie sogar deutlich. Wenn diese Vereinbarung den Euro deckelt, indem sie mehr Sicherheit hinsichtlich der Inflationsentwicklung in den USA schafft und damit eine Zinssenkung durch die Fed ermöglicht, könnte dies genauso wichtig sein wie das Abkommen selbst. Und wenn die Fed die Zinsen senkt, könnte sogar die Bank of England zum Handeln bewegt werden.
Last but not least ist die Verlängerung der Frist für die China-Gespräche zu nennen, die derzeit in Stockholm stattfinden. Es scheint, dass Trump nicht wirklich in Turnberry ist, um Golf zu spielen! Die Märkte mögen Gewissheit, und wir sollten sehr bald mit einer Einigung rechnen.
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