Zum Ende der Woche geben die Marktexperten des globalen Assetmanagers Federated Hermes Kommentare auf das aktuelle Geschehen an den wichtigsten Finanzmärkten. In dieser Woche diskutieren die Experten die Entscheidung der EZB, die Auswirkungen des USA-Japan-Deals und die aktuelle Lage am Aktienmarkt.
Filippo Alloatti, Head of Financials, zur EZB Sitzung
„Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins wie erwartet bei 2 Prozent belassen.Wir rechnen weiterhin mit einer Zinssenkung im laufenden Zyklus. Wann genau, bleibt offen.
Ob eine Senkung bereits im September möglich ist, hängt maßgeblich vom Ausgang der Zollverhandlungen mit den USA ab. Bleiben die August-Daten stabil, könnte eine Einigung auf 15 Prozent den Druck auf die EZB zunächst verringern.
Mit Blick auf einen eisigen Winter halten wir es für sinnvoll, dass sich die EZB ihre Optionen offenhält."
Lewis Grant, Senior Portfolio Manager, Global Equities, über das Handelsabkommen zwischen den USA und Japan
„Die globalen Märkte atmen auf: Die Zollstreitigkeiten haben sich entschärft. Besonders Japan, das zuletzt stark unter der Unsicherheit gelitten hat, profitiert. Die anstehenden Wahlen hatten die Lage dort nur zusätzlich belastet.
Sowohl die USA als auch Japan mussten beim Deal Abstriche machen. Japan hätte lieber einen einheitlichen Zollsatz von 10 Prozent gesehen und mit mehr Härte vielleicht auch durchgesetzt. Doch der größere Erfolg: Der drohende 25 Prozent-Zoll auf Autoexporte konnte abgewendet werden. Ein zähes Ringen hätte dieses Risiko nur weiter verschärft.
Die USA hätten sich zwar mehr Marktzugang gewünscht, können aber auf neue Investitionen aus Japan verweisen, was willkommene Schlagzeilen für Präsident Trump liefern dürfte.
Wir gehen davon aus, dass die EU dies zur Kenntnis nehmen und Japans Beispiel als Leitfaden für ihre Verhandlungen nutzen wird. Auch wenn Zugeständnisse nötig sein werden, die Trump als Erfolg verkaufen kann, hat die EU noch Chancen auf einen guten Deal. Insgesamt wächst der Optimismus, dass sich der Handelskonflikt dem Ende neigt. Die Märkte preisen das bereits ein.
In Japan inszeniert sich Ishiba derweil als Stabilitätsfaktor, doch vieles spricht eher für seinen Abschied – nichts lässt einen Jobwechsel so sicher erscheinen wie das Dementi.
Seine Koalition hat zwar besser abgeschnitten als erwartet, doch ein Teil der Unsicherheit bleibt. Trotzdem sind wir optimistisch für die Region. Vor allem japanische Banken bieten Potenzial. Die Inflation steigt, weshalb auch ein vorsichtiger Zinsanstieg wahrscheinlich ist. Und da die Leitzinsen sehr niedrig sind, könnten selbst kleine Schritte die Gewinne deutlich steigern. Das neue Abkommen gibt der Wirtschaft Rückenwind. Das dürfte auch die Stimmung im Bankensektor heben."
Stephen Auth, CFA, Executive Vice President, Chief Investment Officer, zur aktuellen Lage am Aktienmarkt
„Im vergangenen Monat hat sich das Marktumfeld in den USA deutlich aufgehellt: Der Handelskonflikt wirkt entschärft, die Inflation geht weiter zurück, Zinssenkungserwartungen steigen. Gleichzeitig bleibt der Arbeitsmarkt robust, die Konjunktur stabil – und die Unternehmensgewinne überraschen positiv.
Die laufende Rallye, getragen von Wachstumswerten und Small Caps, wird flankiert von einem stabileren US-Dollar und ruhigerem Anleihemarkt. Zeit für eine Verschnaufpause. Warum auch nicht, wenn so viele gute Nachrichten bereits eingepreist sind?
Dennoch bleibt das Makroteam von Federated Hermes übergewichtet in Aktien und optimistisch. Unserer Erfahrung nach sollte man in Bullenmärkten keine steigenden Aktien verkaufen, sondern Rückgänge kaufen. Statt einer scharfen Korrektur erwarten wir eher eine Marktrotation: Nachzügler könnten aufholen.
Für das zweite Halbjahr prognostizieren wir eine solide Erholung, für 2026 eine spürbare Belebung. Die Rezessionsdebatte ist leiser geworden. Die bisherige Berichtssaison verläuft überzeugend, das Gewinnwachstum dürfte im laufenden Quartal bei rund 13 Prozent liegen. Die US-Wirtschaft dürfte in der zweiten Jahreshälfte weiter an Fahrt aufnehmen.
Wir rechnen damit, dass der Markt allmählich aus der Komfortzone der „Magnificent Seven“ herauswächst – hin zu günstig bewerteten, zyklischeren Sektoren: Schwellenländer, Small Caps, Industrie, Finanzwerte und Value-Tech dürften profitieren.
Zum Start der letzten fünf Monate des Jahres 2025 bleibt unser Kurs klar: Wir halten an unserem Jahresendziel von 6.500 Punkten fest. Eine sektorale Umschichtung erscheint wahrscheinlicher als ein Rückschlag."
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