Carlos de Sousa, Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen bei Vontobel, sieht aufgrund der eingeengten Credit Spreads bei Schwellenländeranleihen Chancen für aktives Management:
Die Credit Spreads in den Schwellenländern haben sich wieder verengt, da sich die Anlageklasse von der durch den „Liberation Day“ Anfang April ausgelösten Volatilität erholt hat. Dennoch gibt es in der Anlageklasse weiterhin Bereiche mit attraktivem Wert, die interessante Einstiegspunkte für selektive Kreditstrategien bieten.
Ölexportierende Länder und Ölunternehmen in den Schwellenländern haben sich nicht vollständig erholt, da die Aussichten für die Ölpreise nicht besonders vielversprechend sind. Länder wie Angola verfügen jedoch über große Devisenreserven, die es ihnen ermöglichen, bei Bedarf über einen längeren Zeitraum von den Kapitalmärkten fernzubleiben, oder sie könnten ein IWF-Programm in Anspruch nehmen, falls der Marktzugang nicht rechtzeitig wiederhergestellt wird. Ölunternehmen mit relativ niedrigen Break-even-Kosten und geringer Verschuldung im Vergleich zu ihren Wettbewerbern bieten ebenfalls gute Werte in einem Umfeld, das geprägt ist von relativem Öl-Pessimismus.
Wir sehen auch Potenzial in defensiveren, Investment Grade (IG)-gerateten Anleihen wie supranationalen Anleihen, insbesondere von afrikanischen Entwicklungsinstitutionen. Einige IG-geratete Länder wie Bulgarien, das im Januar 2026 dem Euro beitreten wird, bieten ebenfalls interessante Möglichkeiten für eine defensive Strategie in einem Umfeld enger IG-Spreads.
Wir erwarten in den kommenden Wochen eine gewisse Marktvolatilität, da die Frist für US-Zölle (1. August) näher rückt, was uns zu einer eher vorsichtigen taktischen Haltung veranlasst. Insgesamt gehen wir jedoch davon aus, dass die meisten Schwellenländer Abkommen mit den USA schließen werden, die dann deutlich niedrigere Zollsätze haben werden als die ursprünglich angedrohten.
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