YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Finanzmärkte: Negativzinsen werden immer normaler

von Karsten Junius, Chefökonom, Bank J. Safra Sarasin AG

Der Begriff «Nullzinsgrenze» hätte eigentlich schon letztes Jahr zum Unwort des Jahres erklärt werden müssen. Nach Dänemark, der Schweiz, Euroland und Schweden haben dieses Jahr auch die Zentralbanken von Japan und Ungarn negative Einlagezinsen eingeführt. Strafzinsen sind dies nicht. Eher mehren sich die Anzeichen, dass auch die ökonomischen Gleichgewichtszinsen derzeit im negativen Bereich liegen. Je stärker negative Zinsen aber als geldpolitisches Instrument genutzt werden, desto weniger effektiv dürften sie wirken.

Als die EZB und die SNB 2014 negative Einlagezinsen eingeführt hatten, wurde das Vielfach fast als Tabubruch angesehen. Entsprechend machte sich auch der Ausdruck
«Strafzins» breit. Dieser Begriff war von Beginn an unangemessen, da es nicht Aufgabe einer Notenbank ist, Sparer zu belohnen oder zu bestrafen. Stattdessen versuchen sie die Zinsen so zu setzen, dass sie Anreize zu mehr oder weniger Sparen liefern. Niedrige Zinsen sollen Sparer dazu bringen, mehr zu konsumieren oder zu investieren. Für negative Zinsen gilt das gleiche. Sie haben lediglich eine noch plakativere Abschreckungswirkung. Diese ist teilweise so groß, dass Geschäftsbanken negative Einlagesätze an ihre Privatkundschaft nicht weitergeben. Das führt dann zu der paradoxen Situation, dass Banken sich am Geldmarkt günstiger finanzieren können als über die Spareinlagen ihrer Kunden. Um ihre Profitabilität zu bewahren, haben einige Schweizer Banken als Reaktion auf die Einführung von negativen Einlagezinsen daher ihre Kreditzinsen erhöhen müssen. Dies zeigt die Schwierigkeiten der Zentralbanken, im aktuellen Umfeld die Kreditvergabe zu stimulieren. Die Kreditnachfrage hängt vom Zinsniveau ab, während das Kreditangebot auch von der Steilheit der Zinsstrukturkurve abhängt – also von den Margen, die Banken verdienen können.

Negativzinsen können auch den Wechselkurs beeinflussen


Die SNB hat mit der Einführung von negativen Einlagezinsen vor allem weitere Kapitalzuflüsse und somit einen stärkeren Schweizer Franken verhindern wollen. Es lässt sich inzwischen sagen, dass ihr dies weitgehend geglückt ist. Selbstverständlich ist dies nicht, wie das Beispiel Japans und Eurolands zeigen, wo die Außenwerte des Yen bzw. des Euro nach den letzten Zinssenkungen sogar angestiegen sind. Verwundern darf dies nicht. Je normaler negative Zinsen werden, desto weniger abschreckend wirken sie. Wir halten es daher auch nicht mehr für hilfreich, die Zinsniveaus weiter zu senken. Wenn Zentralbanken Zinsen senken, versuchen sie das Zinsniveau am Kapitalmarkt unter den natürlichen oder ökonomischen Gleichgewichtszins – also die Rendite von neuen Investitionsprojekten zu senken. Der gleiche Anreizeffekt auf die Investitionstätigkeit ließe sich aber auch von der andere Seite realisieren – indem der ökonomische Gleichgewichtszins sich erhöhte. Dieser lässt sich zwar nicht technisch genau bestimmen. Aber klar sagen lässt sich, dass eine expansivere Fiskalpolitik und Strukturreformen ihn erhöhen würden. Die Wirtschaftspolitik sollte entsprechend auf diese Maßnahmen umschwenken, je normaler und damit ineffektiver negative Zinsen werden.

www.fixed-income.org
--------------------------------------------------
BONDBOOK Restrukturierung von Anleihen
Auf 104 Seiten werden detailliert alle wichtigen Hintergründe rund um die Restrukturierung von Anleihen für Unternehmen und Anleihegläubiger erläutert.
Die Ausgabe kann zum Preis von 29,00 Euro (inkl. USt. und Versand) beim Verlag oder im Buchhandel (ISBN 978-3-9813331-2-1) bestellt werden.
www.restrukturierung-von-anleihen.com
--------------------------------------------------

Investment

von Gareth Colesmith, Head of Global Rates and Macro Research bei Insight Investment

Mit der Veröffent­lichung der jüngsten US-Zoll­ankün­digungen beginnt sich ein klareres Bild von den Konturen des künftigen US-Handels­regimes…
Weiterlesen
Investment

von Bertrand Cliquet, Portfoliomanager der Strategien Lazard Global Listed Infrastructure und Global Equity Franchise

In einer Welt voller geo­politischer Unwäg­barkeiten und makro­ökonomischer Volatilität setzt Lazard Asset Management konsequent auf Vorherseh­barkeit…
Weiterlesen
Investment

von Mitch Reznick, Group Head of Fixed Income bei Federated Hermes Limited

Viel war los in den letzten Wochen. Europa und die USA haben ein Handels­abkommen geschlossen und damit eine potenziell chaotische Situation…
Weiterlesen
Investment
Der Vertrauens­verlust in US-Staats­anleihen hat spürbar zugenommen – befeuert durch dauerhaft hohe Haushalts­defizite, eine fehlende fiskalische…
Weiterlesen
Investment

von Mike Della Vedova, Portfoliomanager bei T. Rowe Price

Vor dem Hintergrund globaler Handels­spannungen, politischer Unsicher­heiten in den USA und geo­politischer Risiken suchen Anleger nach…
Weiterlesen
Investment
Der Juli war geprägt von zahlreichen Verein­barungen zwischen den USA und ihren Handels­partnern, da das Ende der Zollpause näher rückte. Diese…
Weiterlesen
Investment

von Guy Barnard, Co-Head of Global Property Equities, Janus Henderson Investors

Europäische börsen­notierte Immobilien verzeichneten im ersten Halbjahr 2025 einen erheb­lichen Zuwachs von fast 10%. Interessant: Der Sektor…
Weiterlesen
Investment

Chinas Suche nach einem neuen Wachstumsmodell / Meinungen unserer CIOs von AXA Investment Managers

Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers: Der CDS-HandelCredit Default Swaps (CDS) sind derivative Instru­mente, die es Anlegern…
Weiterlesen
Investment

von André Figueira de Sousa und Lowie Debou, DPAM

Vergangene Woche kündigte US-Präsident Trump „gegenseitige“ Zölle für Länder an, die noch keine Handels­abkommen mit den USA abge­schlossen haben.…
Weiterlesen
Investment

von Amanda Stitt, Portfoliospezialistin bei T. Rowe Price

Hochrangige Staats­anleihen gelten tradi­tionell als Ballast für Port­folios, da sie stabile Erträge liefern, Volatilität dämpfen und durch ihre…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!