Viel war los in den letzten Wochen. Europa und die USA haben ein Handelsabkommen geschlossen und damit eine potenziell chaotische Situation abgewendet. Zudem kündigten die USA eine einseitige Erhöhung der weltweiten Zollsätze an, die zu durchschnittlichen Zollniveaus führen, wie sie seit den 1930er-Jahren nicht mehr erreicht wurden. Des Weiteren forderte die US-Regierung in Schreiben an die größten Pharmahersteller weltweit eine Senkung der Medikamentenpreise. Ein Gouverneur der Federal Reserve trat zurück und eine umfassende Revision der US-Arbeitsmarktdaten zeigte, dass sich die Einstellungstätigkeit verlangsamt.
Doch trotz einiger beunruhigender Anzeichen für die Weltwirtschaft und bei den Fundamentaldaten der Unternehmen sind die schlimmsten Szenarien mittlerweile sehr unwahrscheinlich geworden. Wir befinden uns weiterhin in einer Phase überdurchschnittlicher Risiken bei unterdurchschnittlichen Spreads. Unter Berücksichtigung des bemerkenswerten Rückgangs der Duration sind die Spreads im globalen High-Yield-Bereich jedoch nicht so hoch, wie sie scheinen.
High-Yield-Anleihen sind weniger anfällig für Zins- und Volatilitätsschwankungen. Die Volatilität bei Unternehmensanleihen ist dabei deutlich geringer als die bei Zinsen. Die Grundidee dabei ist, sich nicht von der Versuchung leiten zu lassen, für etwas mehr Rendite und höhere Spreads ein höheres Ausfallrisiko einzugehen. Zudem rechtfertigen Bewertungen und die Verringerung der Spreads es nicht, für Kreditspreads ein höheres Ausfallrisiko in Kauf zu nehmen. Zwar kann das makroökonomische Umfeld als günstig für qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen eingeschätzt werden, aber nicht unbedingt für Titel mit einem aktienähnlichen Risiko.
Optimismus trotz Handelsspannungen
von Vivek Bhutoria, EM-Portfolio Manager Equities bei Federated Hermes Limited
Die jüngste Aussetzung des Handelskriegs mit China durch Donald Trump war absehbar, da die geplanten Zölle der US-Wirtschaft geschadet hätten Die Handelsspannungen zwischen den USA und China sind dabei jedoch im richtigen Kontext zu betrachten: Die Ausfuhren in die USA machen weniger als drei Prozent des chinesischen BIP aus, wobei der Großteil auf Konsumgüter und Elektronik entfällt. Dennoch dürften die Strafzölle die chinesischen Exporte belasten und zugleich die Kosten für US-Importeure – und möglicherweise auch für US-Verbraucher – erhöhen.
Sollten die Zölle bestehen bleiben, wird für wichtige Schwellenländer und -regionen – insbesondere China, Indien und Südostasien – weiterhin ein jährliches Wachstum von vier bis sechs Prozent erwartet, verglichen mit einem globalen BIP-Zuwachs von 50 bis 100 Basispunkten. Dies wird gestützt durch Strukturreformen und fiskalische Anreize. China verfügt zudem nach wie vor über die fiskalische Schlagkraft, um das Wachstum anzukurbeln und die Auswirkungen rückläufiger Exporte abzufedern, sollten die US-Zölle Strafcharakter haben.
Auch das chinesische Wachstumsmodell wandelt sich und fokussiert sich zunehmend auf Hightech-Branchen wie Elektrofahrzeuge, Batterien, erneuerbare Energien, Robotik, Biotechnologie und Halbleiter. In vielen dieser Bereiche hat China eine weltweit führende Position eingenommen. Wir sind uns der dynamischen Chancen bewusst, die seine fortschrittlichen Fertigungs- und Technologiesektoren bieten, und fokussieren deshalb ein gezieltes Engagement in strategisch bedeutenden Unternehmen an.
Wir betrachten China stets aus einer langfristigen Perspektive. Das in den letzten Jahren zurückhaltende Anlegerinteresse hat uns attraktive Möglichkeiten eröffnet, in qualitativ hochwertige Unternehmen zu investieren, die deutlich unter ihrem inneren Wert bewertet werden. Wir sind der Auffassung, dass die Risiken chinesischer Aktien vom Markt überbewertet werden. Selbst im Falle einer kurzfristigen Einführung von Strafzöllen durch die US-Regierung verfügt China über die notwendige Fähigkeit, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Daher bleiben wir weiterhin positiv gegenüber China eingestellt.
www.fixed-income.org
