YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Langwierige Haushaltskrise würde Deutschland tief in die Rezession treiben

von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON

Die jüngsten deutschen Konjunkturdaten sind eigentlich ein Mutmacher. So ist der ifo-Index im November zum dritten Mal in Folge gestiegen. Gleichzeitig hat sich der Composite-Einkaufsmanagerindex inzwischen von seinem August-Tief erholt. Vor allem bei den stark gebeutelten energieintensiven Industriezweigen – unter anderem Chemie und Metallerzeugung – zeichnete sich eine Bodenbildung ab. Dazu trug auch das Anfang November beschlossene Strompreispaket der Bundesregierung bei, das Unternehmen mit hohem Energieverbrauch über die nächsten Jahre einen relativ niedrigen Strompreis garantieren sollte.

Die positiven Impulse dürften jedoch bereits wieder verpufft sein. Nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zeichnet sich eine langwierige Haushaltskrise ab – auch das Strom-preispaket steht zur Disposition. Mit Ausnahme des Bundeswehr-Fonds gelten inzwischen fast alle von der Ampelregierung ins Leben gerufenen Sondervermögen als verfassungswidrig. Mithin feh-len in der Finanzplanung des Bundes für die kommenden Jahre mehr als 100 Mrd. Euro. Wie kann diese Lücke geschlossen werden?

Für den Haushalt 2023 ist geplant, die Schuldenbremse erneut auszusetzen. Dies hilft aber nicht weiter, sondern schafft nur Rechtssicherheit für bereits in diesem Jahr getätigte Ausgaben, etwa für die Strom- und Gaspreisbremse. Um die Etatlücke des kommenden Jahres zu stopfen, die auf 40 Mrd. bis 50 Mrd. Euro taxiert wird, wollen einige Regierungsvertreter nochmals die Notlage ausrufen lassen. Dies könnte jedoch zum einen verfassungsrechtlich problematisch werden, da die Energiekrise kaum noch als Rechtfertigung herangezogen werden kann. Zum anderen ist dies keine langfristige Lösung, weil die meisten Programme zur Förderung der Energiewende und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands – zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung und bei Halbleitern – auf mehrere Jahre angelegt sind. Es müssten also für 2025 und darüber hin-aus weitere Notlagen erklärt werden. In Italien ist ein solches Vorgehen bereits gängige Praxis, es würde jedoch die deutsche Fiskalregel ad absurdum führen.

Im Ergebnis bleibt nichts anderes übrig, als die Schuldenbremse anzupassen. Viele fordern bereits, öffentliche Investitionen bei der Schuldenberechnung auszuklammern und damit die sogenannte goldene Investitionsregel umzusetzen. Eine solche Reform bedarf jedoch einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag. Teile der Union sind zwar einer Neuregelung nicht abgeneigt, die Opposition wird sich aber einen solchen Deal teuer bezahlen lassen und im Gegenzug auf Ausgabenkürzungen bestehen. Die Verhandlungen darüber dürften sich über Monate hinziehen. Eine andere Lösung wäre es, in Anlehnung an den Bundeswehr-Fonds ein Sondervermögen für den Klimaschutz zu schaffen, das im Grundgesetz verankert wird. Aber auch dafür ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Bis der große Durchbruch gelingt und alle bereits bestehenden Förderprogramme wieder sauber finanziert sind, werden Monate ins Land ziehen. Eine lange Hängepartie ist aber für alle Unternehmen Gift, die bereits in den Startlöchern stehen, um zu investieren. Geschieht nicht noch ein Wunder, dürften zahlreiche Unternehmen ihre Investitionsvorhaben im Bereich der Klimatransformation erst einmal auf Eis legen oder sich im Ausland nach günstigeren Gelegenheiten umsehen.

Alles in allem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die deutsche Konjunktur durch das Hickhack in Berlin einen weiteren Rückschlag erleidet. Deutschland dürfte somit in den kommenden Quartalen noch tiefer in die Rezession abgleiten. Dies gilt umso mehr, als von der Außenwirtschaft zusätzliches Ungemach droht, denn auch in den USA deutet sich für 2024 eine scharfe Wachstums-abkühlung an.

www.fixed-income.org
Foto: Dr. Daniel Hartmann © BANTLEON


 

Investment

von Jean-Louis Nakamura, Head of Conviction Equities bei Vontobel

Wie auch die laufende Markt­reaktion zeigt, dürfte diese Pause und Abkühlungs­phase bei den Zoll­streitig­keiten dazu beitragen, die Mitte April…
Weiterlesen
Investment
Janus Hender­son Investors gibt die Auf­legung des Janus Henderson Tabula Mortgage-Backed Securities UCITS ETF (JMBS LN) bekannt. Es handelt sich um…
Weiterlesen
Investment
Die aktuellen Ein­schät­zungen der DWS zu Konjunktur, Märkten und Anlage­klassen:Markt & MakroVincenzo Vedda, Global Chief Invest­ment OfficerDie…
Weiterlesen
Investment
Ende April hat The Platform Group AG (TPG) die Umsatz- und Ergebnis­prognose für 2025 deutlich angehoben sowie die Mittel­frist­planung erhöht.…
Weiterlesen
Investment

von Paolo Vassalli, Senior Portfolio Manager Aktienteam bei Eurizon

Wie häufig in den Wochen vor Beginn der Berichts­saison besteht die allge­meine Tendenz, dass die Analysten ihre Gewinn­erwartungen zurück­schrauben.…
Weiterlesen
Investment

Infolge der Zollsorgen und wirtschaftlicher Unsicherheit haben sich Anleger 2025 auf defensive Sektoren konzentriert, was zu einer Outperformance…

Die Performance von defen­siven und zyk­lischen Werten ist nicht den Gewinn­erwartungen gefolgt. Diese Verschie­bung bietet lang­fristigen Anlegern…
Weiterlesen
Investment

von Tim Murray, Capital Market Strategist bei T. Rowe Price

Staats­anleihen haben sich in vergangenen Aktien­baisse­phasen in der Regel gut entwickelt, da ein Aus­verkauf an den Aktien­märkten oft ein Zeichen…
Weiterlesen
Investment

von Andrew Radkiewicz, Global Head of Private Debt Strategy and Investor Solutions bei PGIM Real Estate

Europäische Banken reduzieren ihre Kredit­vergabe für gewerb­liche Immo­bilien, da die endgültige Umsetzung der Basel-III-Regeln die…
Weiterlesen
Investment

von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management

Während Anleger aus Südeuropa ihre Blicke tradi­tionell auf die großen Volks­wirt­schaften der Eurozone richten, wächst der nordische Renten­markt.…
Weiterlesen
Investment

von Christian Scherrmann, Chefvolkswirt USA, DWS

Die Federal Reserve befindet sich weiter­hin in einem Dilemma. Einerseits war die Inflation zuletzt niedriger als erwartet, anderer­seits steigen die…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!