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Schroders: Wirtschaftliche Risiken bleiben ungewöhnlich hoch

von David Rees, Head of Global Economics bei Schroders

David Rees © Schroders

Es ist riskant, die nächsten Schritte der Trump-Admi­nistration vorher­zusagen. Sollte jedoch die derzeitige Zollpause von Dauer sein, so dürften die Aus­wirkungen auf die Welt­wirtschaft über­schaubar sein. Daher prog­nostizieren wir für dieses Jahr weiterhin ein ordentliches globales Wachstum. Es dürfte aller­dings nicht lange dauern, bis neue Risiken auf dem Radar der Märkte auftauchen. Die geopolitische Situation bleibt unberechenbar. Und die Versuche, in den USA im Laufe des Jahres fiskalische Anreize zu schaffen, können sowohl im Inland als auch im Ausland zu Markt­turbulenzen führen.

Nach den Zoll-Turbulenzen rückt nun die Fiskalpolitik in den Fokus

Anleger:innen wurden durch die Ankündigung von Zöllen auf eine regelrechte Achterbahn geschickt. Kurz nach dem „Liberation Day“ sah es zunächst so aus, als würden die effektiven US-Importzölle bis auf 25% ansteigen. Doch durch die anschließenden Zollpausen und Vereinbarungen ist der derzeitige Satz mit etwa 12% etwa halb so hoch. Geht man davon aus, dass die Zölle auf diesem Niveau bleiben, wäre das Gesamtniveau nicht viel höher, als wir in unserem letzten vierteljährlichen Update angenommen haben. Wir rechnen mit einem globalen BIP-Wachstum von 2,2% und 2,7% in diesem und im nächsten Jahr.

Die Aussichten für die USA bleiben solide. Starke Schwankungen in der Handelsbilanz und bei den Lagerbeständen haben sich auf das BIP-Wachstum im ersten Quartal negativ ausgewirkt. Da die zugrundeliegende Binnennachfrage hingegen weitgehend unverändert bleibt, erwarten wir für 2025 ein BIP-Wachstum von 1,7%. Dieses dürfte sich 2026 auf 2,4% erhöhen, wenn die Trump-Administration einige fiskalische Anreize setzt. Höhere Zölle dürften die Inflation sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr auf über 3% ansteigen lassen, so dass die Fed auch im Jahr 2025 in Wartestellung bleibt. Wir glauben dennoch, dass der nachlassende Inflationsdruck und ein Machtwechsel bei der Fed schließlich den Weg für eine Senkung um 50 Basispunkte auf 4% im Jahr 2026 frei machen werden.

Die Risiken bleiben aufgrund der anhaltenden Unsicherheit über die US-Politik ungewöhnlich hoch. Unsere Annahmen in Bezug auf die Zölle sind mit erheblichen Aufwärts- und Abwärtsrisiken verbunden. Wir gehen davon aus, dass jede Erhöhung der US-Zölle um 10 Prozentpunkte die Inflation um etwa 1 Prozentpunkt erhöht und das BIP um 0,5 Prozentpunkte verringert. Auch die Dynamik der Staatsverschuldung muss beobachtet werden, weil jeder Versuch Trumps, umfangreiche fiskalische Anreize zu setzen, die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe schnellen lassen könnte. Das könnte die Binnenkonjunktur beeinträchtigen und könnte auch andere wirtschaftlich schwache Staaten – insbesondere in Europa – in Mitleidenschaft ziehen.

Wir glauben, dass die Auswirkungen der Zölle auf Chinas Wirtschaft überschaubar sein werden. Die Exportdynamik dürfte weiter an Schwung verlieren und könnte die ohnehin fragile Binnennachfrage zusätzlich belasten. Dennoch ist nicht alles negativ: Die Frühindikatoren deuten weiterhin auf eine gewisse zyklische Erholung bis 2026 hin, die durch die Fiskalpolitik unterstützt wird. Nichtsdestotrotz müssen die Konjunkturmaßnahmen ausgeweitet werden, um die Ziele der Regierung zu erreichen. Unserer Einschätzung zufolge wird das BIP-Wachstum eher bei 4% liegen.

Die Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone haben sich nach der Ankündigung von Konjunkturmaßnahmen in Deutschland wesentlich aufgehellt. Die Konjunktur könnte in nächster Zeit noch eine Schwächephase durchlaufen, wenn die Unsicherheit über den Handel die Wirtschaftstätigkeit belastet. Mit zunehmender Wirkung der fiskalischen Maßnahmen dürfte das BIP-Wachstum von derzeit 1 % auf 2 % im Jahr 2026 ansteigen.“

Außerdem sind wir der Ansicht, dass die Bank of England im August eine weitere Zinssenkung als bisher von uns angenommen vornehmen wird, und zwar um 25 Basispunkte auf 4%. Dies ist jedoch größtenteils auf die niedrigeren Energiepreise zurückzuführen, die den Inflationsdruck etwas verringern. Anhaltende Angebotsengpässe führen wahrscheinlich dazu, dass das Wachstum schleppend, die Inflation hartnäckig und die Leitzinsen relativ hoch bleiben dürften. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt müsste sich deutlich verschlechtern, damit die Zinssätze so weit sinken, wie es der Markt erwartet.

Unter den anderen großen Schwellenländern dürften die binnenorientierten Volkswirtschaften weiterhin relativ gut wegkommen. So ist Indien in vielerlei Hinsicht attraktiv, und die Zinssenkungen dürften das Wachstum ankurbeln. Im Gegensatz dazu ist die restriktive Geldpolitik immer noch ein Hemmnis für die Wirtschaftstätigkeit in Brasilien. Es zeichnet sich aber ab, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Daher könnten die Zinssätze dort noch vor Jahresende sinken.

www.fixed-income.org


 

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