Die Senkung des Leitzinses auf 0% liegt in Rahmen der Markterwartungen. Dazu eine kurze Einordnung des Zinsentscheids der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in zehn Punkten:
1. Die globale Zinssenkungstendenz hält nach Inflationshöhepunkt 2022 an. Mehrheitlich deutliche Zinssenkungen, teilweise auch mit Extremen.
2. Japan als Ausnahme von der Regel – bei rund 3,5% Inflation eher Zinserhöhungen erwartet.
3. Schweizer Zinsen in Richtung Null mit CHF-bedingtem weiterem Risiko.
4. Aufwertung des CHF mehrheitlich gegenüber USD, Stabilisierung gegenüber EUR.
5. SNB noch mit Überraschung im Dezember mit Reduktion um 0,5%, mildere Senkung im März um 0,25%, jetzt Senkung im Rahmen der Markterwartungen.
6. Risiko von Negativzinsen: Negative Wirkungen auf Mikro- und Makroebene (inklusive Gefahr der Überhitzung im Immobilien-Markt) stehen kurzfristigen positiven Wirkungen bei Währungsstabilisierung in schwierigem Makroumfeld gegenüber.
7. Grundsätzliche Aufwertung des CHF aber fundamental bedingt (zum Beispiel Inflationsdifferenz, politische Stabilität).
8. Zinssenkungspfad der SNB daher kein Präjudiz für andere Notenbanken, Debatte um Gleichgewichtszins/ natürlicher Zins (r*) erhält aber wieder praktischen und auch akademischen Aufwind. EZB mit größtem Zinssenkungspotenzial in G7-Gruppe.
9. Unserer Meinung nach hochrelevante Auswirkungen auf CHF-Mischportfolios, da risikoloser Zins der Ausgangspunkt. Ausweichen auf andere Währungen nur temporär (taktisch, zum Beispiel AUD, GBP-Anleihen) und zur Diversifikation opportun. Höhere Granularität im Fixed-Income-Portfolio erforderlich (beispielsweise Wandelanleihen oder AT1).
10. Ausblick US-Notenbank Fed: Noch keine klaren konjunkturellen Abschwächungssignale. Inflationsbild lässt aber vorsichtige Zinssenkung zu.
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