Schwellenländer befinden sich endlich auf Erholungskurs – aber was sind die treibenden Faktoren dahinter?
Kunjal Gala, Head of Global Emerging Markets at Federated Hermes Limited
Seit Jahresbeginn haben Aktien aus Schwellenländern 28 Prozent zugelegt und damit den MSCI World um über 850 Basispunkte (BP) sowie den S&P 500 um mehr als 1000 BP deutlich übertroffen. Auch gegenüber dem Nasdaq konnten Schwellenländer seit Jahresbeginn mit rund 700 BP eine bessere Performance erzielen.
Diese Outperformance ist unserer Ansicht nach auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen sind Schwellenländer bei globalen Anlegern deutlich untergewichtet und wurden zu Jahresbeginn mit einem Abschlag von 40 bis 50 Prozent gegenüber den Industrienationen gehandelt. Zum anderen sorgt die Unsicherheit über die Entwicklung des US-Dollars infolge der Handels- und Außenpolitik von Präsident Trump zusätzlich für Rückenwind bei den Aussichten auf eine Neubewertung der Schwellenländer.
Wir beobachten zudem eine deutliche Trendwende bei der Anlegerstimmung gegenüber vormals rückläufigen Märkten wie China und Korea, die in diesem Jahr um rund 40 bzw. 50 Prozent zugelegt haben. Gleichzeitig profitiert beispielsweise Südafrika von der Rallye bei Edelmetallen. Die Aussicht auf globale Zinssenkungen unterstützen mehrere Märkte in EMEA und Lateinamerika, wo die Realzinsen weiterhin auf hohem Niveau liegen.
Der gähnende Yen? Oder doch nur etwas Profaner?
Mitch Reznick, Group Head of Fixed Income bei Federated Hermes Limited
Nach dem unerwarteten Wahlsieg von Sanae Takaichi als Präsidentin der Liberaldemokratischen Partei Japans am vergangenen Wochenende steht nun die Wahl eines neuen Premierministers im japanischen Parlament an. Es gilt als wahrscheinlich, dass Takaichi dieses Amt übernehmen wird. Der Yen hat in Reaktion auf diese überraschenden Entwicklungen gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert verloren und überschritt zwischenzeitlich deutlich die Marke von 150 – auf zuletzt 152,6. Gegenüber dem Euro notiert der Yen damit auf dem niedrigsten Stand seit Anfang der 1990er Jahre. Was steckt dahinter – und welche Bedeutung hat das?
Takaichi ist eine seit Jahrzehnten erfahrene Politikerin mit klar konservativer Ausrichtung. Sie gilt als Bewunderin von Margaret Thatcher und als Verfechterin der „Abenomics“. Kern dieser Wirtschaftspolitik sind eine lockere Geldpolitik und umfangreiche staatliche Ausgabenprogramme als Wachstumstreiber, die mit einer steigenden Kreditaufnahme verbunden sind.
Infolgedessen hat die Aussicht auf eine Präsidentschaft Takaichis dazu geführt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die Bank of Japan von fast 60 Prozent auf 25 Prozent gesunken ist. Dies hat zu einer unerwarteten Abschwächung des Yen geführt. Kombiniert man die veränderten geldpolitischen Erwartungen mit den verbesserten Aussichten auf eine fiskalische Expansion im Rahmen der „Spend-to-Grow“-Strategie, ergibt sich eine steilere Zinskurve. Für Anleiheinvestoren hängt die weitere Entwicklung entscheidend von der Bildung einer stabilen Regierung und der Zusammensetzung möglicher Koalitionen ab. Sollte sich eine Politik durchsetzen, die sowohl geld- als auch fiskalpolitische Impulse konsequent umsetzt, könnte dies den Beginn einer längerfristigen Phase expansiver Wirtschaftspolitik markieren.
Das Fehlen von Daten liefert keinen Hinweis auf die Marktentwicklung
Robert Ostrowski, Chief Investment Officer for Global Fixed Income at Federated Hermes
Die US-Regierung erlebte ihren 11. Shutdown seit dem ersten kurzen Zwischenfall im Jahr 1980. Während Anleger bislang davon ausgegangen sind, dass diese meist kurzlebigen Unterbrechungen kaum Auswirkungen auf die Märkte haben, könnte die Situation diesmal anders verlaufen – verschärft durch die aggressive Entlassungspolitik im öffentlichen Dienst und den Mangel an Wirtschaftsdaten in einer für Beschäftigung und Inflation besonders kritischen Phase.
Sowohl professionelle Ökonomen als auch weniger fachkundige Beobachter haben bekanntermaßen Schwierigkeiten vorherzusagen, wann kreative Zerstörung tatsächlich destruktive Folgen hat. Die Risse im US-Arbeitsmarkt erweisen sich als hartnäckig und sind der wesentliche Grund dafür, dass die Fed ihre Zinssenkungen wieder aufgenommen hat. Auch die Inflation in den USA zeigt keine Anzeichen einer Rückkehr auf das angestrebte Niveau. Ein Zielwert von drei Prozent könnte ohne spürbare Auswirkungen als neues Zwei Prozent-Ziel gelten. Die Zölle bleiben bestehen, bis der Oberste Gerichtshof in einigen Monaten eine Entscheidung trifft. Zudem könnten Überschüsse bei privaten Krediten und das beschränkte Angebot an Anleihen allmählich Auswirkungen auf den Markt haben. Trotz der jüngsten positiven US-BIP-Daten ist daher weiterhin Vorsicht bei risikoanfälligen Anlagen geboten.
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