Trotz anhaltender Marktunsicherheit haben Schwellenländeranleihen (EMD) seit Ende 2023 eine starke Outperformance erzielt. Da die Unsicherheit die Märkte wahrscheinlich auch in Zukunft prägen wird, sehen wir eine Reihe von Gründen dafür, dass EMD weiterhin eine Outperformance erzielen werden.
Schwellenländer bleiben mittelfristig ein globaler Lichtblick für Wachstum. Ein schwächerer Dollar und eine rückläufige Inflation dürften zu einer Lockerung der finanziellen Rahmenbedingungen führen, während eine starke Zahlungsbilanzdynamik und eine Reihe positiver Reformen das Wachstum der Schwellenländer auf rund 4% ankurbeln und damit die Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer unterstreichen sollten.
Auch die Qualität des Wachstums in den Schwellenländern verbessert sich geringfügig: Es ist weniger kreditgetrieben und wird stärker von Exporten und Investitionen getragen. Die anhaltende Stärkung der Institutionen zeigt sich auch darin, dass sowohl die Zentralbanken als auch die Finanzministerien zunehmend zu orthodoxen Strategien tendieren, was sich in Inflationszielvorgaben, Fiskalregeln und mittelfristigen Schuldenstrategien niederschlägt – all dies sorgt für einen besser vorhersehbaren Policy-Mix und stützt das inländische Umfeld.
Es gibt Ausreißer, nicht alle Schwellenländer verbessern sich. Einige Schwellenländer weisen nach wie vor hohe Haushaltsdefizite auf, Chinas Wachstumstrend verlangsamt sich deutlich, und die Geopolitik sorgt weiterhin für eine hohe fundamentale Streuung. Die Kombination aus strengeren makroökonomischen Ankern, gesünderen externen Puffern und besseren Schuldenstrukturen deutet jedoch auf eine stärkere Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer hin. Die Ratingagenturen haben diese Dynamik in den letzten Jahren mit einer Reihe von Heraufstufungen widergespiegelt, und, was wichtig ist, nur wenige Staaten wurden herabgestuft oder unter negative Beobachtung gestellt.
Das insgesamt positive Wachstumsumfeld stützt die Gesamtrenditen innerhalb des Sektors. Die große Differenz zwischen dem Wachstum der Industrieländer und der Schwellenländer dürfte jedoch weiterhin dazu führen, dass sich EMD gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern überdurchschnittlich entwickeln.
Carry bietet attraktive Renditen
Die Dynamik der Staatsfinanzen und der Zahlungsbilanz ist zwar insgesamt stabil, aber die vollständigen Auswirkungen der US-Zollpolitik sind noch nicht abzusehen. Daher konzentrieren wir uns weiterhin auf widerstandsfähige Emittenten und Neubewertungen. Die politische Dynamik und die Wahlkalender (z. B. in Argentinien, Brasilien und Kolumbien) sind Beispiele dafür, wie die Chancen aus einer Aufwärts-/ Abwärtsperspektive geprüft werden müssen, um potenzielle Stressszenarien einzupreisen.
Angesichts des günstigen makroökonomischen Umfelds, in dem das Wachstum nicht zurückgeht und die Federal Reserve einen Zinssenkungszyklus einleitet, erwarten wir, dass sich die Spreads allmählich und schrittweise verengen oder sich in einem begrenzten Bereich bewegen werden. Angesichts des hohen All-in-Carry erzielt der Index mit den aktuellen Kupons bereits eine solide Rendite – wobei eine leichte Verengung der Spreads/Renditekompression sehr attraktive Renditen generiert. Darüber hinaus kann der Carry allein eine Spread-Ausweitung von fast 100 Basispunkten ohne Bewegung der Leitzinsen ausgleichen, sodass wir eine positive Gesamtrendite erwarten. Bei einem negativen globalen Wachstumsschock dürften die Zinsen die Performance von Hartwährungsanlagen positiv beeinflussen. In einem Szenario, in dem das Wachstum der Schwellenländer positiv bleibt, dürfte der Carry allein attraktive Renditen bieten.
Bei den Unternehmen in Schwellenländern bleiben die Fundamentaldaten robust, und wir gehen davon aus, dass die Ausfallquote bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit etwa 1,5 bis 3 % im historischen Durchschnitt bleiben wird. Die Stärke der Währungen der Schwellenländer unterstützt die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Auslandsschulden leichter zu bedienen, und die lokalen Finanzbedingungen haben mehr Möglichkeiten für Refinanzierungen eröffnet. Die Zollrisiken wurden größtenteils durch die Neuausrichtung der Lieferketten, Änderungen im Produktmix und den vorausschauenden Aufbau von Lagerbeständen gemindert. Wir beobachten jedoch aufmerksam den Druck auf die operativen Margen auf mittlere Sicht.
EM-Währungen dürften sich überdurchschnittlich entwickeln
Die Federal Reserve hat ihren Zinssenkungszyklus wieder aufgenommen, um den Bedenken hinsichtlich der Abschwächung des Arbeitsmarktes Rechnung zu tragen, was einen möglichen Aufwärtstrend des US-Dollars begrenzen dürfte. Zusätzlich zum Nachlassen der treibenden Kräfte für die Ausnahmestellung der USA hat auch das Vertrauen in die US-Politik abgenommen – von Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed bis hin zur unorthodoxen Vorgehensweise der Trump-Regierung. Dies wirkt sich auch auf die Stimmung gegenüber dem US-Dollar aus. Ein Umfeld ohne Rezession in den USA trotz eines schwächelnden Arbeitsmarktes in Verbindung mit Zinssenkungen der Fed ist insbesondere für hochverzinsliche Währungen aus Schwellenländern günstig. Weitere Faktoren, die hochverzinsliche Währungen aus Schwellenländern stützen, sind die Konjunkturmaßnahmen Chinas, die für Stabilität im wirtschaftlichen Umfeld sorgen und die Volatilität niedrig halten dürften.
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