Aktuell mögen die Blicke der meisten Marktteilnehmenden fest auf den haussierenden Goldpreis gerichtet sein. Doch im Schatten des gelben Metalls hat Silber ebenfalls zu einem eindrücklichen Höhenflug angesetzt: Seit Jahresbeginn kletterte der Unzenpreis in USD um rund 70% und notiert mittlerweile nur noch knapp unter seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2011. Was hat diesen enormen Wertgewinn ausgelöst?
Wir erkennen gleich mehrere Gründe für die jüngste Rallye im Silberpreis:
• Nachfrage aus der Industrie: Vor allem die Solarindustrie benötigt immer mehr Silber für Photovoltaik-Zellen. Aber auch in Elektronik und E-Mobilität steigt der Bedarf. Silber zählt unserer Meinung nach zu den für die Elektrifizierung und die Energiewende kritischen Rohstoffen.
• Knappes Angebot: Der Silbermarkt steckt bereits seit einiger Zeit in einem strukturellen Defizit. Konkret schreitet die Erschließung neuer Minen nur langsam voran, während die Nachfrage aufgrund der Verbreitung neuer Technologien – beispielsweise Elektroautos – noch zunehmen könnte. Gleichzeitig wurden die Lagerbestände in den vergangenen Jahren abgebaut. Dies führt dazu, dass unter dem Strich jährlich mehr Silber benötigt als gefördert wird.
• US-Währung und Zinsen: Ein schwächerer USD und sich abzeichnende Zinssenkungen seitens der amerikanischen Notenbank Fed stützen den Preis vom zinslosen Silber, das in USD gehandelt wird.
• Turbulente Geopolitik: Investoren suchen während den gegenwärtig geopolitisch unsicheren Zeiten nach sicheren Häfen. Klassischerweise profitiert in einem solchen Szenario Gold; Silber zieht aber häufig nach, oftmals noch mit zusätzlichem Schwung.
• Erwachtes Anlageinteresse: Der starke Anstieg des Goldpreises hat Silber mitgezogen, da viele Investorinnen und Investoren Silber als ‚günstigere‘ Alternative zum gelben Metall betrachten.
Dieses Interesse von Anlegerseite trügt nicht: Tatsächlich kann Silber im Portfolio eine bedeutende Rolle spielen. Die zentrale Aussage dabei gleich vorneweg: Gold bleibt unserer Meinung nach das strategische Edelmetall, Silber hingegen das taktische ‚Booster-Investment‘. Wieso gelangen wir zu diesem Schluss?
Silber kann in Phasen von steigender Inflation oder geopolitischer Unsicherheit zusätzliche Renditechancen eröffnen. In den inflationären Jahren zwischen 1977 und 1979 rentierte Silber um über 250% besser im Vergleich mit Gold. Auch im Jahr 2022, während die Welt mit einer hohen Inflationsrate konfrontiert war, zeigte der Silberpreis immer wieder seine starke Seite.
Aufgrund der höheren Volatilität sollten Anlegerinnen und Anleger Silber jedoch mit Augenmaß einsetzen und nicht als Basisabsicherung betrachten. So liegt die Volatilität des Silberpreises im Schnitt bei 29%, jene von Gold hingegen bei 16%. Langfristig bietet Gold zudem auch eine bessere Diversifikation in einem gemischten Portfolio. So beträgt die Korrelation des Goldpreises zum US-Aktien-Leitindex S&P500 0.04; die Korrelation von Silber zum S&P 500 liegt immerhin bei 0.233.
Aus unserer Sicht bestehen gute Chancen, dass sich der Silberpreis weiterhin positiv entwickelt. Dafür spricht unseres Erachtens, dass das Interesse der Investoren ungebrochen hoch scheint. Dies umso mehr, als Silber – verglichen mit Gold – weiterhin relativ ‚günstig‘ bewertet ist. Der strukturelle De-Dollarisierungs-Trend, welcher auch den USD schwächt, bleibt unserer Meinung nach ebenfalls bestehen. Und schließlich dürfte das strukturelle Defizit in Silber ebenfalls vorläufig Bestand haben; sinnigerweise ein Trend, der durch die Nachfrage seitens von Anlegerinnen und Anleger noch verschärft wird, wie die steigenden Silberbestände in börsengehandelten Indexfonds (ETFs) zeigen.
www.fixed-income.org
