YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige

Anleihen: Der Wind hat sich gedreht

Wahlen, Inflation, kon-junk­turelle Risiken – Anleger auf der Suche nach attrak­tiven Anleihe­investi­tionen stehen vor Heraus­forderungen. Michael Weidner, Portfolio­manager/ Analyst und Co-Head des Global Fixed Income Teams bei Lazard Asset Manage­ment, stellt sich den aktuellen Fragen und nennt seine Favoriten. 

Wenn wir diesseits und jenseits des Atlantiks schauen – wie unterscheidet sich die Situation?

Weidner: Aus unserer Sicht wird auch im zweiten Halbjahr das europäische Wirtschaftswachstum kaum anziehen, während die US-Volkswirtschaft erneut spürbar stärker wachsen wird. Obwohl in beiden Wirtschaftsräumen der Inflationsdruck weiter zurückgeht, scheint das Potenzial für Zinssenkungen in Europa größer, wenngleich die Erwartung beziehungsweise Angst vor einer nachhaltig hohen Inflation vor allem in Europa sehr präsent bleibt. 

Welche Rolle spielt die Politik?

Über allem schweben diffuse geopolitische Risiken, insbesondere die im November anstehende US-Präsidentschaftswahl. Die gute Nachricht für Kapitalanleger ist, dass mehrere Regionen und Märkte weltweit attraktive Perspektiven und Chancen bieten, die gleichzeitig weniger anfällig für potenzielle geopolitische Risiken sein sollten.

Lassen Sie uns diese Märkte genauer ansehen. Unter welchen Vorzeichen steht Europa?

Im zweiten Halbjahr 2024 dürfte Europa die Hoffnungen auf eine deutliche ökonomische Erholung klar enttäuschen. Deutschland bleibt dabei das schwächste Glied innerhalb der Eurozone, während andere Volkswirtschaften wie Spanien sehr solide Wachstumsaussichten aufweisen. Die europäischen Arbeitsmärkte sind eng, und trotz schwacher Wachstumsaussichten könnte die derzeit historisch geringe Arbeitslosigkeit weiter sinken. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass sich die aktuell hohen Lohnsteigerungen bis 2025 abschwächen werden, aber über dem Durchschnitt der letzten Dekade bleiben und so das Potenzial für eine langfristige Disinflation begrenzen. 

Wie werden nach Ihrer Einschätzung die Europäische Zentralbank (EZB) und die anderen Notenbanken reagieren?

Wir rechnen mit einem moderaten Zinssenkungszyklus, wobei die Leitzinsen mittelfristig über zwei Prozent bleiben. Schweden und Kanada – zwei Volkswirtschaften, die durch vornehmlich variabel refinanzierte Immobilienmärkte geprägt sind – haben angesichts sehr schwacher Wachstumsaussichten ein deutlich größeres Potenzial für Zinssenkungen. Im Gegensatz hierzu sind die Aussichten auf substanziell sinkende Zinsen beispielsweise in der Schweiz und Norwegen sehr begrenzt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Lassen Sie uns in die USA blicken. Wie ist dort Ihre Einschätzung?

In den USA bleibt das Wachstumspotenzial trotz jüngster Abschwächungstendenzen deutlich höher als in Europa. Der enge und dynamische Arbeitsmarkt sowie die robuste Binnennachfrage bilden eine stabile Basis für wieder anziehendes Wachstum und halten gleichzeitig die inflationären Kräfte hoch. Dies begrenzt das Zinssenkungspotenzial der Federal Reserve (Fed). Ein erneutes Anziehen des US-Wachstums würde umfangreiche Leitzinssenkungen durch die Fed unwahrscheinlich machen.

Sie sagten zu Beginn, dass in Europa die Angst vor der Inflation stets präsent sei. Wie stellt sich das im Vergleich zu den USA dar?

Wir sehen in der 5-Year Forward Inflation Expectation Rate, die ein Maß dafür ist, wo die US-Anleiherenditen in fünf Jahren voraussichtlich liegen werden, auseinanderlaufende Inflationserwartungen in den USA und der Eurozone. Das ist erstaunlich, denn während die Erwartungen an zukünftige Preissteigerungen in den USA mit circa 2,5 Prozent lediglich leicht über dem Schnitt der Jahre vor der Corona-Pandemie liegen, sind sie in Europa mit aktuell etwa 2,3 Prozent deutlich höher als vor der Pandemie. Fundamental erscheint uns diese Verschiebung kaum gerechtfertigt und wirft die Frage auf, ob in Europa die Inflationskräfte überschätzt oder in den USA unterschätzt werden.

Was bedeutet all dies für die Anleihenmärkte?

Die globale Anleihenwelt ist in den letzten zwei Jahren deutlich facettenreicher geworden. Nachdem Zentralbanken über viele Jahre hinweg durch niedrige bzw. negative Leitzinsen und Kaufprogramme die normalen Marktkräfte außer Kraft gesetzt hatten, gilt es nun nach ihrem Rückzug, die jeweiligen Chancen und Risiken genau abzuwägen, um dann mutig die gebotenen Chancen zu nutzen. Wirtschaftliche Faktoren sind wieder die treibenden Kräfte der Kursentwicklung, was zu Bewertungs- und Performancedifferenzen führt. Darüber hinaus unterstützen fallende Leitzinsen bei weiter sinkender Inflation eine ,Normalisierung‘ der Zinskurven. Vor diesem Hintergrund werden risikoarme Geldmarktanlagen deutlich an Attraktivität verlieren.

Wie sollten sich Fixed-Income-Anleger Ihrer Einschätzung nach im zweiten Halbjahr und darüber hinaus aufstellen?

Für Anleger ist der Zeitpunkt gekommen, an den globalen Bondmärkten offensiver zu agieren und den sicheren Geldmarkt-Hafen zu verlassen. Offensiv bedeutet hierbei nicht unbedingt, mehr Kreditrisiken einzugehen, sondern die Duration bzw. Zinsrisiken aktiv zu erhöhen. Dabei sind, wie bereits erwähnt, einige Märkte attraktiver als andere. Grundsätzlich jedoch hat sich der Wind gedreht, und Anleihen sollten durch sinkende Zentralbankzinsen Rückenwind erhalten.

www.fixed-income.org
Foto: Michael Weidner © Lazard Asset Management


 

Investment
Seit der Finanzkrise dominieren die USA die Kapital­märkte wie selten zuvor. Das zeigt sich an den Aktien­märkten, aber auch bei den…
Weiterlesen
Investment
Finanzwerte profitierten von der allge­meinen Rallye im dritten Quartal – dank Anzeichen eines robusten Wirtschafts­wachs­tums und einer stabilen…
Weiterlesen
Investment

Global investierender Dachfonds in Industrie- und Schwellenländern, Investment Grade und High Yield

alpha portfolio advisors hat in Zusammen­arbeit mit Universal Invest­ment den alphaport Credit Oppor­tunities aufgelegt. Der Dachfonds investiert…
Weiterlesen
Investment

von Maksim Hrupin, Senior Portfoliomanager, BANTLEON

Eine schwache Wertent­wicklung seit Jahres­anfang und Kurs­verluste im Umfeld von Krisen­phasen der vergangenen Jahre lassen Anleger an ihren…
Weiterlesen
Investment

von Jill Hirzel, Senior Investment Specialist, Insight Investment

Die EZB hat die Zinsen zum dritten Mal in Folge unver­ändert gelassen und sich damit von der US-Noten­bank abge­wandt, die nur einen Tag zuvor die…
Weiterlesen
Investment
Europa ist nur bedingt abwehr­bereit und wird es ver­mutlich noch für einige Zeit bleiben. Kein beruhigender Befund, aber Indiz für lang­fristigen…
Weiterlesen
Investment
Diesen Monat gab es keine offiziellen US-Konjunktur­daten. Aber wen interessiert das schon? Man weiß genug, um optimistisch zu sein. Am Aktien­markt…
Weiterlesen
Investment

von Konstantin Veit, Portfoliomanager, PIMCO

Wir gehen davon aus, dass die Euro­päische Zentral­bank (EZB) bei ihrer Sitzung am Donnerstag den Zinssatz für die Einlagen­fazilität (DFR)…
Weiterlesen
Investment

von Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

Allmählich verdient man mit länger laufenden Anleihen mehr als mit kürzer laufenden. Weil die Zins­struktur­kurven steiler geworden sind, bieten…
Weiterlesen
Investment
Der Plenum European Insurance Bond Fund hat das Fonds­vermögen von 200 Mio. Euro über­schritten. Der Fonds wurde im Jahr 2021 als OGAW-Fonds mit…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!