YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Die Energieinflation ist temporär, die Wohnkosten sind dies weit weniger

von Philipp Burckhardt, Fixed Income Portfolio Manager und Stratege, Lombard Odier Investment Managers

Der US-Inflationsbericht zeigt eine zweigeteilte Entwicklung: Der Energiesektor spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht mehr der einzige Faktor. Wohnkosten sind ein eher "makroökonomischer" Treiber der Inflation und steigen. Dies könnte mittelfristig den Inflationsdruck erhöhen, da die Immobilienpreise schnell steigen und sich erst mit einer gewissen Verzögerung auf eben diese auswirken. Die Fed und die Anleger sollten diesem Faktor in den kommenden Monaten erhöhte Aufmerksamkeit schenken.

Viel wurde über den "vorübergehenden" Charakter der Inflation diskutiert, und zwar sowohl auf Seiten der Finanzmärkte als auch der Zentralbanken. Die am häufigsten diskutierten Faktoren sind Energiepreise, Engpässe in den Lieferketten und Arbeitskräftemangel (vor allem in den USA). Die Auswirkungen dieser Faktoren sind meist verzögert, von unterschiedlicher Größenordnung und Dauer und können gemeinsam zu einer vorübergehend hohen Inflation führen und dabei die Zentralbanken aus ihrer Komfortzone drängen. Der monatliche Inflationsbericht der USA dieser Woche bildet keine Ausnahme und bestätigt einmal mehr die Bedeutung des Themas Inflation für die Märkte. Die wichtigste Erkenntnis dieses Berichtes ist, dass steigende Energiepreise uns nicht so sehr überraschen sollten wie die Inflation im Dienstleistungsbereich. Letzteres führt tendenziell zu einer langsamen, aber stetigen Inflation, die jedoch stark an gute wirtschaftliche Bedingungen geknüpft ist, wie es heute der Fall ist.

Gemäß des US-Inflationsberichtes, erreichte die Gesamtinflation 5,4% und die Kerninflation 4%. Drei Faktoren sind für diese Entwicklung verantwortlich:

• 
Den größten Beitrag zu den Inflationszahlen leisten nach wie vor die Energiepreise, dies mit 1,5% Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Überraschend ist dies nicht: Die Ölpreise sind in den letzten 12 Monaten um rund 100% gestiegen. Basiseffekte tragen weiterhin erhebliche dazu bei: In den nächsten 12 Monaten müssten die Ölpreise jedoch auf 160 $ pro Barrel steigen, um dieses Niveau zu halten.
•  Die Inflation von Lebensmitteln und Gütern trägt etwa 2% zur Inflation bei. Langfristig liegt die eine bei etwa 2% (Nahrungsmittel) und die andere bei etwa 0%. Auch dies ist ein vorübergehender Treiber der Gesamtinflation.
•  Dann gibt es zu guter Letzt noch die Inflation der Dienstleistungen. Diese hat etwa 1,7% beigetragen, wovon zwei Drittel auf eine spezifische Dienstleistung zurückzuführen sind, die eigentlich keine Dienstleistung per se ist: Wohnkosten. Diese steigen aktuell (+3,2% gegenüber dem Vorjahr) und machen 30% des Inflationskorbs aus.

Ein bestimmtes Element hat innerhalb dieser «Wohn»-Komponente ein erhebliches Eigengewicht: die Owner's Equivalent Rent (OER). Das Gewicht eben dieser im Gesamtindex beträgt 23,6%, in der Kerninflation 29,9%; im Warenkorb für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) beträgt ihr Gewicht 11,4% für den Gesamtindex und 12,9% für die Kerninflation. Diese Komponente nimmt daher erheblich Einfluss auf die Preisentwicklung und die Geldpolitik: Man sollte sie genau im Auge behalten, wenn man Inflationsentwicklungen vorhersagen möchte.

Daraus ergibt sich mittelfristig ein Inflationsbeitrag von 1,3% zur Kerninflation und 0,5% zu den PCE-Aggregaten. Zwei weitere Variablen, die intuitiv, direkt oder indirekt, auch die OER beeinflussen sollten, sind die finanziellen Bedingungen und die Löhne. Die finanziellen Bedingungen dürften für die Renditeerwartungen ausschlaggebend sein, während die Löhne als Maßstab für die Erschwinglichkeit von Wohnraum eine größere Rolle spielen sollten. Diese beiden Variablen könnten ebenfalls dazu führen, dass der Anstieg der OER gar längerfristiger Natur sein könnte. Wenn die Fed ihr mittelfristiges Inflationsziel erreichen will, sollte sie diese Aussichten wohlwollend betrachten. Der schnelle Anstieg der Immobilienpreise aber könnte auch Inflationsrisiken bergen, die entgegen aktuellen Erwartungen eine schnellere Anpassung der Geldpolitik erforderlich machen könnten. Dies ist das Risiko heute, nicht die steigenden Rohstoffpreise.

Einfach ausgedrückt: Die Inflation wird wahrscheinlich noch einige Zeit erhöht bleiben, und zwar nicht wegen der Rohstoffpreise, sondern eher wegen der wahrgenommenen Wohnkosten. Dies könnte Auswirkungen auf die längerfristigen Zinssätze und die Politik der Fed haben: ein Indikator, den man im Auge behalten sollte.

www.fixed-income.org
Foto: Philipp Burckhardt
© Lombard Odier Investment Managers


Investment

von Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa, DWS

Nachdem die Euro­päische Zentral­bank (EZB) die Leit­zinsen inner­halb eines Jahres um 200 Basis­punkte auf 2,0 Prozent gesenkt hat, erwarten wir bei…
Weiterlesen
Investment

von Tiffany Wilding, Ökonomin, PIMCO

Was ist passiert? In den USA ist die Kern­inflation – gemes­sen am Ver­braucher­preis­index (CPI) ohne Energie und Lebens­mittel – im Juni gegen­über…
Weiterlesen
Investment

von Daniel Björk, Senior Portfoliomanager von Swisscanto LUX Fixed Income-Fonds

Zwar erlebten wir ein ereignis­reiches 2. Quartal 2025 in Bezug auf den Handels­krieg und geo­poli­tische Risiken. Diese Ereignisse zeigten aber kaum…
Weiterlesen
Investment

von Armand Satchian, Sustainable Investment Research Analyst, Crédit Mutuel Asset Management

Die Green Asset Ratio (GAR) misst den Anteil der Assets einer Bank, die der euro­päischen Taxo­nomie ent­sprechen. Sie ist ein Schlüssel­indikator für…
Weiterlesen
Investment

von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management

Der nordische Invest­ment-Grade-Markt zeigte sich in der ersten Hälfte des Jahres 2025 recht aktiv und ver­zeich­nete ein hohes Emissions­volumen. Für…
Weiterlesen
Investment
Allianz Global Investors (AllianzGI) hat heute bekannt gegeben, dass Allianz Capital Partners GmbH, ein Teil von Allianz Global Investors, im Namen…
Weiterlesen
Investment
Toby Thompson, Portfolio­manager, Global Multi-Asset, bei T. Rowe Price, kommen­tiert die jüngsten Zollan­kün­digungen und ihre möglichen…
Weiterlesen
Investment

von Andrea Villani, Head of High Income bei Eurizon

Die Änder­ungen in der US-Politik, insbeson­dere hinsicht­lich Zölle und der Geld­politik, haben sich auf den euro­päischen Anleihe­markt ausgewirkt,…
Weiterlesen
Investment

von James Syme, Senior Fondsmanager bei J O Hambro

Mit Blick auf frühere Zyklen in den Schwellen­ländern und unter Berück­sichtigung der Auswir­kungen eines schwächeren Dollars und der Kapital­zuflüsse…
Weiterlesen
Investment

Anleihen auf einem guten Weg / von Chris Iggo, CIO Core Investments bei Axa Investment Managers

Weltweit mussten ETF-Investoren 2025 mit deut­lich mehr Unsicher­heit leben. Trotz der hohen Vola­tilität in den letzten sechs Monaten haben sie…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!