YAML | Example "3col_advanced"
Anzeige

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Griechenland - Der Geduldsfaden droht zu reißen

Kolumne von Dr. Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin & Cie AG

Nach den Wahlen am 17. Juni war es überraschend still um Griechenland geworden. Der Sieg der Reformparteien und die rasche Bildung einer Regierung weckten Hoffnungen, dass Griechenland zu seiner Reformagenda zurückkehren würde. Doch vor dem Besuch der „Troika“ aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Union und Europäischer Zentralbank (EZB) in Athen diese Woche überstürzten sich die Ereignisse. Als Ende letzter Woche klar wurde, dass die griechische Regierungskoalition mit 11,5 Milliarden Euro nur zwei Drittel der von den Gläubigern geforderten Sparvorgaben konkretisiert hat, folgte eine nur scheinbar nicht koordinierte Antwort seitens der Troika-Mitglieder. Die EZB verlautete am Freitag griechische Staatsanleihen nicht mehr anzunehmen. Verschiedene deutsche Zeitungen vermeldeten, dass es kein drittes Griechenland-Paket geben würde, weil sich Angela Merkel nach den schwierigen Abstimmungen über Spanien keine weitere Blöße geben könne. Ein Leck beim IWF ließ durchblicken, dass dieser keine weitere Finanzierung Griechenlands mehr empfehlen werde. Wie sind diese Signale zu werten?

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich bei diesen Berichten um Säbelrasseln handelt. Sie setzen Griechenland unter Zugzwang, die Reformen und Sparmaßnahmen ohne Wenn und Aber durchzusetzen. Tatsächlich ist die Glaubwürdigkeit Griechenlands nach den wiederholten Zielverfehlungen auf einem Nullpunkt und auch das Drohpotenzial eines Euroaustritts ist nach der Rettung der spanischen Banken geringer geworden. Wenn Griechenland nicht liefert, reißt der Geduldsfaden der Gläubiger.

Die Bank Sarasin geht davon aus, dass die griechische Regierung ihren Verpflichtungen nachkommen wird. Sie steht mit dem Rücken zur Wand, denn die Alternativen wären für Griechenland vernichtend. Bekäme der Staat kein Geld mehr von der Troika, müsste er auf Bargeldwirtschaft umstellen. Er würde von der Hand in den Mund leben, würde Pensionen, Gehälter und öffentliche Leistungen nur bezahlen, wenn ihm entsprechende Steuereinnahmen zufließen. Weil aber die Ausgaben die Einnahmen um Milliarden übersteigen, käme es zu Zahlungsverzögerungen. Vielen Griechen würde das Geld für die täglichen Besorgungen fehlen. Der Konsum würde noch weiter einbrechen.

Angesichts der Umfragen, die darauf hindeuten, dass eine überwältigende Mehrheit von 70 Prozent der Griechen für den Verbleib im Euro sind und angesichts der technischen Schwierigkeiten, die ein Euro-Austritt mit sich bringen würde, wird die Regierung vorerst am Euro festhalten. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sie dazu übergehen wird, Rechnungen mit eigens gedruckten Schuldscheinen zu begleichen. Diese könnten dann die Keimzelle einer neuen sich rasch abwertenden Währung werden. Dieses Szenario ist nach diesem Wochenende wahrscheinlicher geworden. Griechenland ist jetzt am Zug dies zu verhindern.

--------------------------------------------------------
Veranstaltungshinweis:
Unternehmer-Workshop „Unternehmensanleihen - Finanzierungsalternative für den Mittelstand“
am 19.09. in Frankfurt
www.bond-conference.com
--------------------------------------------------------

Investment

von Christian Scherrmann, Chefvolkswirt USA, DWS

Die Federal Reserve befindet sich weiter­hin in einem Dilemma. Einerseits war die Inflation zuletzt niedriger als erwartet, anderer­seits steigen die…
Weiterlesen
Investment
Der Energie­sektor schnitt im ersten Quartal besser ab als der breite Markt, was auf solide Funda­mental­daten und eine Kapital­rotation aus anderen…
Weiterlesen
Investment

von Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa, DWS

Den vierten Monat in Folge hat sich der Preis­auftrieb in Deutsch­land abge­schwächt. Nach einem Anstieg der Lebens­haltungs­kosten um 2,2 Prozent…
Weiterlesen
Investment

von Melanie Fritz, DPAM

Wie soll man sein Port­folio gegen die Ungewiss­heit wappnen, die Wirt­schaft, Handel und Märkte derzeit bestimmen? Melanie Fritz aus dem Team Senior…
Weiterlesen
Investment

Marktkommentar des PGIM Fixed-Income-Teams

Zum jetzigen Zeit­punkt scheint die US-Regierung Handels­verein­barungen Vorrang vor Zöllen einzu­räumen, und obwohl sie möglicher­weise ver­suchen…
Weiterlesen
Investment

von Roland Hausheer, Head Credit Specialities bei Swisscanto

Die US-Zoll­ankün­digungen haben Anfang April 2025 eine deutlich volatilere Markt­phase einge­läutet. Während die Aktien­märkte zuerst deutlich…
Weiterlesen
Investment
Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Invest­ment Officer der ODDO BHF SE, kommen­tiert was die Märkte bewegt. In seinem aktuellen CIO View blickt er auf die…
Weiterlesen
Investment

von Marc Anis Hanna, Credit und ESG Research Analyst, Crédit Mutuel Asset Management

Der See­verkehr macht 90% des Welt­handels aus und verur­sacht 3% der Treib­haus­gas­emissionen. Obwohl er im Verhältnis zur beför­derten Güter­menge…
Weiterlesen
Investment
Angesichts zuneh­mender geo­politischer Span­nungen und hoher Vola­tilität an den globalen Kapital­märkten präsen­tiert sich der nor­dische High…
Weiterlesen
Investment

von Stephen Dover, Franklin Templeton Institute

Nach Ansicht unserer Invest­ment­experten zeigt sich die US-Wirt­schaft weiterhin wider­stands­fähig. Trotz der jüngsten Heraus­forderungen bleibt der…
Weiterlesen
Anzeige

Neue Ausgabe jetzt online!