Die Federal Reserve befindet sich weiterhin in einem Dilemma. Einerseits war die Inflation zuletzt niedriger als erwartet, andererseits steigen die Inflationserwartungen bereits, da die wahrscheinlichen Auswirkungen der Zölle von den Verbrauchern antizipiert werden. Zudem bleiben wichtige Input-Parameter wie die endgültige Höhe der Zölle oder die künftige Fiskalpolitik unklar. Angesichts dieser Unsicherheiten könnte es für die US-Notenbanker tatsächlich angebracht sein, zunächst die Daten sprechen zu lassen, bevor sie reagieren. Ein voreiliges Handeln bei derart hoher Unsicherheit birgt das Risiko, entweder die Inflation anzuheizen oder die Nachfrage unnötig zu dämpfen. Wir erwarten daher keine wesentliche Änderung der Geldpolitik auf der FOMC-Sitzung im Mai.
Allerdings könnten die US-Notenbanker weniger Zuversicht hinsichtlich der konjunkturellen Dynamik signalisieren. In der Presseerklärung dürfte auf ein „moderateres“ Wachstum hingewiesen werden, wobei die Betonung auf einem „soliden“ Arbeitsmarkt liegen dürfte. Insgesamt erwarten wir, dass sie einen etwas falkenhaften Ton anschlagen werden, allerdings eher in Richtung einer längeren Zinspause als einer möglichen Zinserhöhung. Mittelfristig dürfte das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Inflation liegen und darauf, ob es über die reine Verschiebung des Preisniveaus durch die Zölle hinaus zu Zweitrundeneffekten kommt. Solche Zweitrundeneffekte könnten durch Störungen der Lieferketten oder durch Verlagerung der Nachfrage auf begrenzte inländische Kapazitäten entstehen. Wir gehen davon aus, dass die Federal Reserve zumindest so lange abwarten wird, bis eine Verlangsamung der Konjunktur disinflationäre Erwartungen zulässt. Dies könnte im weiteren Jahresverlauf der Fall sein, weshalb wir weiterhin von bis zu drei Zinssenkungen der US-Notenbank in den kommenden zwölf Monaten ausgehen.
www.fixed-income.org
