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Warum Hochzinsanleihen trotz Unsicherheiten weiter attraktiv bleiben

von Andrea Villani, Head of High Income, Eurizon

Andrea Villani © Eurizon

Trotz erhöhter Volatilität seit Jahres­beginn präsentiert sich die wirtschaft­liche Basis des High-Yield-Marktes weiter­hin robust. Vor allem euro­päische Unter­nehmen verfügen über solide Bilanzen: Die Verschul­dung geht zurück, während die Cash-Positionen steigen – befeuert durch positive Zin­serträge auf kurz­fristige Anlagen. Dieses Zusammen­spiel schafft ein günstiges Umfeld, das durch eine weitere zentrale Entwicklung gestützt wird: die entspannte Fälligkeiten­struktur („Maturity Wall“). In den kommenden zwei Jahren sind nur wenige Refinanzierungen notwendig, und diese betreffen vorwiegend Emittenten mit guter Bonität im BB-Rating-Bereich. Auch die erwarteten Ausfallraten geben Anlass zur Zuversicht: Sie dürften weiterhin unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben. Wenn die fundamentalen Daten stimmen und die Unternehmen Cashflow generieren, ist selbst ein volatiles Umfeld gut zu bewältigen.

Sektorcheck: Risiken erkennen, Chancen nutzen

Der Markt 2024 war in vielen Bereichen homogen – 2025 hingegen verspricht mehr Differenzierung. Genau das bietet Potenzial für aktive Strategien: Wer in der Lage ist, gezielt Titel mit solidem Chance-Risiko-Profil zu identifizieren, kann Alpha generieren. Dieses Umfeld ist „ideal für Credit Picking“ – also die gezielte Auswahl von Einzeltiteln auf Basis fundierter Analyse. Die zunehmende Streuung zwischen Gewinnern und Verlierern am Markt ist zwar eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Wir leben von dieser Dispersion. Sie zwingt uns, noch genauer hinzuschauen und bietet gleichzeitig enormes Potenzial für Total-Return-Strategien.

Eine pauschale Aussage, welcher Sektor 2025 am meisten unter Druck geraten könnte, ist kaum möglich – zu unterschiedlich sind die jeweiligen Kapitalstrukturen. Dennoch gelten manche Bereiche als besonders beobachtungswürdig. So gilt die Automobilbranche zwar als unbeliebt, bietet aber selektiv attraktive Einstiegsmöglichkeiten – insbesondere bei großen, gut gerateten Unternehmen mit nun höheren Renditen. Wenn ein Papier von 4% auf 6% steigt, wird es wieder interessant – vorausgesetzt, das Risiko ist richtig eingepreist. Verluste entstehen vor allem dann, wenn zu hohe Erwartungen enttäuscht werden.

Im Chemiesektor zeigt sich ein gemischtes Bild. Während Unternehmen, die in Bereichen wie Aluminium oder Verteidigung tätig sind, vom aktuellen Umfeld profitieren könnten, geraten Hersteller klassischer Plastikprodukte zunehmend unter Druck.

Direktinvestitionen im Verteidigungssektor sehen wir derzeit kritisch – schlichtweg, weil es aktuell keine attraktiven Deals gebe. Interessanter sind indirekte Profiteure wie Rohstoffproduzenten oder bestimmte Chemieunternehmen, die von neuen Investitionen profitieren. Entscheidend ist dabei immer der Cashflow. Hohe Verschuldung bei gleichzeitig niedrigem Cashflow macht ein Investment trotz thematischer Relevanz unattraktiv.

Inflation und Wachstum – Europa mit Vorteilen gegenüber den USA

Ein differenzierter Blick auf die Inflation zeigt: Für High-Yield-Investoren ist eine moderate Teuerung nicht zwangsläufig negativ. Steigende Preise erhöhen Umsätze und EBITDA, während die nominale Verschuldung konstant bleibt – was zu sinkenden Leverage-Kennzahlen führt. Inflation kann, wenn sie nicht zu lange anhält, ein Hebel sein – nicht nur ein Risiko. Dabei unterscheidet sich das Bild in Europa deutlich von jenem in den USA. Während dort eine Kombination aus sinkendem Wachstum und steigender Inflation für Verunsicherung sorgt, profitiert Europa von einem anderen Umfeld: niedriges Wachstum, traditionell geringe Inflation – und neuerdings starke fiskalische Impulse. Allein Deutschland bringt mit seinem Verteidigungsprogramm rund eine Billion Euro in den Markt ein. Das ist eine historische Chance – Europa ist 2025 in einer besseren Position als die USA. Investoren sollten sich deshalb stärker auf die makroökonomischen Chancen in Europa konzentrieren.

Chancenreiche Segmente: CoCos, Satelliten und Labore

Ein weiterer Stabilitätsfaktor: Viele Unternehmen steuern ihre Finanzierungsstruktur aktiv – und nutzen gezielt Instrumente wie Floating-Rates oder Leveraged Loans, um sich an veränderte Zinsszenarien anzupassen. Dabei werde auch zwischen High-Yield-Anleihen und Krediten flexibel gewechselt – je nachdem, welche Finanzierungsform günstiger ist.  Dieses ist ein natürliches Steuerungsinstrument, das die Widerstandskraft der Unternehmen erhöht.

Besonders interessante Perspektiven bieten aktuell Nischenbereiche. Dazu zählen etwa Contingent Convertible Bonds (CoCo-Bonds), die vom steileren Zinsumfeld, regulatorischer Stabilität und gesunden Bankbilanzen profitieren. Auch Unternehmen aus dem Healthcare-Segment stehen im Fokus, ebenso wie die oft unterschätzte Satellitenbranche. Letztere galt lange als risikobehaftet, bietet jedoch selektiv überzeugende Investmentmöglichkeiten – insbesondere in Zusammenhang mit Verteidigungsausgaben.

Chancen entstehen häufig dort, wo der Markt übervorsichtig ist. Was niemand haben will, ist oft genau das, was man sich genauer anschauen sollte.

Fazit: High Yield bleibt ein robuster Baustein – Selektion entscheidet

High-Yield-Anleihen bleiben 2025 ein robuster Bestandteil jeder Asset Allocation – sowohl in Wachstums- als auch in Rezessionsphasen. In rezessiven Szenarien bietet der Carry-Charakter Stabilität, bei Wachstum partizipiert das Segment überdurchschnittlich. Es gibt allerdings keine Pauschalstrategien: In einem Markt, der keine Einbahnstraße mehr ist, entscheidet einzig die sorgfältige Auswahl über Erfolg oder Misserfolg.

www.fixed-income.org 


 

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